Rittbericht Steckenroth

Am Freitag, den 23. 8. 2002 machten mein Mitreiter und ich uns auf den Weg gen Taunus. Wobei wir fast eine Stunde vorher als geplant losfuhren, da wir beide es kaum noch abwarten konnten, endlich wieder auf Distanz zu gehen.

Beide Pferde gut eingepackt, etliche Sachen bestens verstaut (nichts vergessen?), machten wir uns bestens gelaunt auf um von Stau zu Stau endlich in Steckenroth anzukommen.

Zwischenzeitlich erreichte uns der Anruf einer Freundin, dass sie schon einmal einen Paddockplatz neben dem ihren für uns reserviert hat. Die Ungeduld endlich anzukommen wuchs.

Mein Mitreiter wollte diesmal den 61er Ritt gehen und obwohl er eigentlich zu spät genannt hatte, ergab sich dennoch die Möglichkeit für ihn starten zu können. An dieser Stelle noch einmal recht herzlichen Dank an die Veranstalter!

Ich hatte vor mit zwei weiteren Invaliden ( zweimal kaputte Hand aufgrund zuviel Heckenschneiderei bzw. Überschätzung der eigenen Kräfte und einmal genähte Platzwunde am Bein... nicht zu vergessen das halbblinde Pferd) auf dem 39er Ritt zu starten.

Doch zunächst zur Voruntersuchung, bei der alles in Ordnung war.

Start sollte für uns drei um 07:30 h sein.

Bei der Vorbesprechung wurden wir auf Streckenänderung und den Ablauf im Check, Pause und Ziel hingewiesen.

Nun saßen wir noch gemütlich bei Steak und dem ein oder anderen Bier an der Hütte, später nur noch bei sternklarem Himmel, Vollmond, Bier und ausreichend Gesprächsstoff.

Einige entschieden sich noch für einen „Absacker“, wobei die Überlegungen angestellt wurden, ob es sich überhaupt noch lohnen würde, sich Schlafen zu legen... Wir taten es doch.

Am nächsten Morgen begegnete man dem ein oder anderem völlig übermüdeten Gesicht beim Frühstück, welchem ein Lob gebührt, denn Kaffee gab es ausreichend und auch ansonsten war das Angebot mehr als gut.

 

Endlich sattelten wir die Pferde, ritten sie warm und warteten noch ungeduldiger auf den Start.

Es ging los!

Mit meinem Rappen ritt ich vorweg und ließ meine beiden Mitreiter auf ihren Arabern in genügendem Abstand hinter mir, um deren Diskussionen und Unterhaltungen noch ein wenig fern zu bleiben.

Da wir zwei „Bergpferde“ dabei hatten, sprich, welche es gewohnt waren, Neigungen ruhig und gleichmäßig herabzutraben, mussten wir ein wenig auf den dritten achten, da er zu schnell meinte herabtraben zu müssen.

Nach ca. 5 Kilometern war die erste Aufregung vorbei, ich entschied mich weiter mit den beiden Arabern zu reiten, deren Reiter nun auch ruhiger wurden, anderenfalls wäre ich eventuell wirklich alleine weitergeritten!

In angemessenem Tempo ritten wir zum Vet- Check nach Watzhahn, wo uns der Tross schon erwartete und beste Arbeit leistete.

Kurz mussten wir auf eines der Pferde warten, dessen Puls noch ein wenig zu hoch war. Schnell Vortraben... alles in Ordnung... weiter!!!

Wir blieben weiterhin zu dritt und genossen die Landschaft. Bislang lief alles bestens, die Pferde wurden auch ruhiger.

Fröhlich singend galoppierten wir eine wunderschöne Steigung rauf, überholten pfeifend (wer den Text nicht konnte) und singend zwei Reiterinnen. Zwischenzeitlich das seltsame Gefühl, dass eins der Biere am Vorabend schlecht gewesen sein musste, doch weiter ging es, zum Anhalten war keine Zeit...

Auf einmal ein Satz meines Kleinen, er blieb stehen und schlug wie wild um sich. Der Grund war sofort erkennbar, als ich abgesprungen war: einer der Hufschuhe hinten, hatte sich gelöst, doch anstatt einfach verloren zu gehen, war er irgendwie nach oben gerutscht und hing nun in der Fesselbeuge.

Meine beiden Begleiter leisteten beste Arbeit. Während Manu die beiden Araber hielt, half mir  Frank zunächst den Trachtenriemen abzumontieren, wieder anzuschrauben, den Hufschuh wieder anzuziehen und meinem Rappen gut zuzusprechen. Perfekte Teamarbeit!

Weiter ging es.

Wir folgten der wunderbar markierten Strecke und wussten unsere Streckenkarte gut aufbewahrt in der Tasche.

So war es auch an jener Stelle, bei der wir aus dem Wald herausritten und auf eine kleine Kreuzung kamen. Schnell links- rechts- geradeaus geguckt. Sofort hatten wir den Kalkpunkt zu unserer Linken gesehen und folgten diesem. Weitere kamen, wir machten uns keine Gedanken. Zwar verlief die Strecke im Vorjahr geradeaus und nicht links, aber in der Vorbesprechung war ja von einer Streckenänderung  die Rede gewesen.

Durch Nebelfelder reitend wussten wir uns auf den letzten Metern vor der Pause in Steckenroth.

Manu ließ ihren Araber zwei Minuten vor uns pulsen und nach zwanzig Minuten Pause ging es weiter. Da wir mit unseren „Bergpferden“ zwei Minuten hinterher waren, dachten wir, wir würden nach den ersten bergigen Abschnitten wieder zu dritt weiterreiten.

Gerechnet hatten wir nicht mit einem weiteren Hufschuhmalheur. Da jedoch das Taschenmesser mit Schraubenzieher bei Manu war und diese nicht bei uns, mussten wir auf nachfolgende Reiter warten, die uns sofort ihr Taschenmesser in die Hand drückten. Ganz lieben Dank noch einmal an dieser Stelle!

Mehr als geduldig half mir Frank auch dieses Mal und sprach mir und meinem Pferd gut zu.

Nach einigen Minuten mal wieder ging es weiter.

Doch wie es so schön heißt: Alle guten dinge sind drei! Wir ritten flott weiter und schon hörte ich Frank hinter mir rufen: „Jetzt ist er ganz weg!“ Also umkehren, Hufschuh einsammeln und weiter. Zu reparieren war dieser nicht mehr.

Insgesamt hatte ich das Gefühl mehr Zeit mit Hufschuhmontage verbracht zu haben als mit Reiten.

Jedoch pfeifend und singend ging es über wunderbare Waldwege. Die Nebelfelder waren nun fast ganz verschwunden und so sah man schon von weiten den Start- und Zielplatz.

Wir überholten noch einige Reiter und galoppierten ins Ziel. Eigentlich Hand- in- Hand, jedoch waren mein Rappe und ich uns ein wenig uneinig, ob links oder rechts neben dem Araber.

Zu guter Letzt riss auch noch einer meiner Zügel und so schien ich mit meinen Nerven am Ende.

Mein „Ausleihtrosser“ sorgte sich bestens um  mein Pferd, andere Reiter versuchten mich zur Ruhe zu bringen.

Nachdem alles in Ordnung war, stellten wir noch einmal kurz unsere Pferde beim Tierarzt vor uns brachten sie dann in ihre Paddocks.

Überrascht stellten wir fest, dass Manu nur eine Minute vor uns ins Ziel gekommen war.

Bis zur Nachuntersuchung blieb genug Zeit zum Entspannen für Pferd und Reiter.

Auch wenn die Wartezeiten mal wieder ein wenig lang waren bei der Nachuntersuchung und eben dies anstrengend sein kann, wenn eines der Pferde meint, es müsse herumtrippeln und ganz und gar nicht stillstehen, hatten wir alles gut hinter uns gebracht. An dieser Stelle wäre die Anregung anzubringen, die Nachuntersuchungszeiten nach den Zieleinlaufzeiten so festzulegen, dass man mit einem Pferd, das sich als etwas anstrengend erweisen kann, nur kurz warten muss, um jeglichen Stress zu verhindern.

Beeindruckt hat uns eine Reiterin, welche die 39er Strecke auf ihrem Kaltblüter ohne Sattel hinter sich gebracht hat! Respekt!!!

Als wir gerade auf meinen „sonst-eigentlich-Mitreiter“ warteten, der bald ins Ziel kommen müsste, warteten, wurden wir vom Veranstalter darauf angesprochen, dass wir angeblich abgekürzt haben sollten. Mit großen Augen sahen wir ihn an. Wir wussten uns doch richtig der Markierung gefolgt zu sein!

Der Fehler war schnell gefunden. Es handelte sich um besagtes Stück, an dem wir links der Markierung gefolgt waren und nicht  geradeaus geritten sind. Da wir somit 150 Meter weniger geritten waren als andere Teilnehmer, bekamen wir zwei Minuten auf unsere Zeit aufgeschlagen. Hätten wir die Streckenkarte in der Hand gehabt und nicht in der Tasche und hätten gründlicher nach weiteren Kalkpunkten Ausschau gehalten, wäre uns dies vielleicht erspart geblieben.

Jedoch hörten wir von den ein oder anderen Reitern den Trost, sie wären sich nicht sicher, ob sie nicht auch dort hergeritten sind...

Doch getreu dem Motto: Angekommen ist Gewonnen, nahmen wir nun lieber Günther in Empfang, der die 61 km gut hinter sich gebracht hatte.

Auch seine Stute kam gut durch die Nachuntersuchung.

Abends gegen 19 Uhr begann die Siegerehrung und anschließend wartete ein wohlverdientes Steak auf uns.

Auch diese Nacht wurde lang und völlig übermüdet machten wir uns am nächsten Morgen auf den Heimweg.

Es war ein sehr schönes Wochenende in Steckenroth. Auch wenn es einige Pannen in bezug auf Hufschuhe, doppelte Markierung, Magenschmerzen, Übermüdung etc. gab, haben wir es sehr genossen.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei meinen „Ausleihtrossern“ Helen und Krissy bedanken.

Sowie bei denen, die mich Nervenbündel ausgehalten, ertragen und beruhigt haben!

Mit Dank Mareike und Emil

 

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