Ein 100-Meiler in Stuhr mit Blitz und Donner

Zwei Veranstaltungen standen für das letzte August-Wochenende zur Auswahl, die Griese Gegend und Stuhr. Da Gaby nur alle 4 Wochen ein freies Wochenende bekommt, kam weder die eine noch die andere Veranstaltung in Frage. Wie so oft, versuchte sie zu tauschen, was das Zeug hält. Erst eine Woche vor dem Start hatte sie Glück. Entscheiden brauchte sie sich auch nicht mehr. Die Griese Gegend war durch die unselige Katastrophe abgesagt worden 

Also machte ich die Ausschreibung fertig und legte sie meinem Töchterchen zur Unterschrift vor. Prompt wurde ich angemault „wieso 160? Ich wollte über 100 km starten!“ Dann rief ich meinem Kind eine Geschichte ins Gedächtnis, die sie heute noch ärgert:

Kohinoor war damals 7 Jahre alt und Gaby hatte ihn auf 120 km genannt. Das Pferd war so fit, wie nie wieder. Sie ritt damals mit Petra Runge, die den 100-Meiler genannt hatte,  zusammen die 120 km und wäre gern noch weiter geritten, aber leider war das nicht möglich. Heute ärgert sie sich immer noch darüber, damals nicht den 100-Meiler genannt zu haben.

Nun gut, lassen wir die alten Karmellen.

In Stuhr tat sich Gaby mit Bianka Muji zusammen, die auch den 100-Meiler in gemäßigtem Tempo probieren wollte.

Am Vortag hatte sich ein Gewitter mit ergiebigen Regenfällen über der Gegend entladen. Überall waren kleine Seen – Pfützen konnte man das nicht mehr nennen. Entsprechend weich und schwammig war der Boden.

Bereits beim Start war es feucht-schwül und die Luft so dick, dass Mensch und Pferd das Gefühl hatten, kaum Luft zu bekommen. Alambic und Kingas schien das nicht zu stören. Allerdings soffen beide Pferde um die Wette. Unser Schimmel hat ca. 200 Liter „verbraucht“.

Obwohl es teilweise „bedrohlich“ gewittrig aussah, verzog sich das Wetter immer wieder.

Die Markierung war gut. Schmunzelnd nahmen wir zur Kenntnis, dass Uschi mit einem Farbpöttchen und Pinsel den Teilnehmern voraus eilte und die gelben und weißen Striche teilweise nachpinselte.

Die Pferde hatten ein gutes Tempo und liefen wie die Nähmaschinen ganz gleichmäßig.

Peter Baumann mit Andy Girl und Angelina Behrendt mit Leksma hatten sich gleich zu Anfang abgesetzt und einen guten Vorsprung herausgeritten.

Es sollten zweimal die 60 km- und einmal die 40-km-Runde absolviert werden. Nach jeder Runde war eine halbstündige Pause auf dem Hof. Dort hätte man nach 120 km i.d.W. aufhören können. Davon wollte meine Tochter plötzlich überhaupt nichts mehr wissen und Bianka schon gar nicht.

Aber der Himmel sah nicht gut aus. Kaum waren beide Paare aus der Pause heraus, brach die Hölle los. Ein Gewitter der Sonderklasse. Überall blitzte es, der Donner folgte sofort. Das Unwetter war also direkt über uns bzw. über den Mädchen. Dann folgte sintflutartiger Regen. Es schüttete derart, dass man überhaupt nichts mehr erkennen konnte und im Nu war es stockduster. Nur die Blitze erhellten grell das Gelände. Wir hofften, die Mädels wären umgekehrt. Trotzdem warteten wir am Trosspunkt und dann sahen wir das Licht von Gabys Sulky. Die Mädchen erzählten, sie wären geradewegs dem Fegefeuer entkommen. Ganz in der Nähe hätte ein Blitz in einen Baum eingeschlagen. Aber aufhören wollten sie nicht.

Die Reitwege waren inzwischen zu Wasserstraßen geworden und der Boden derart aufgeweicht, dass die Pferde teilweise über die Fesselgelenke im Schlamm versunken sind. Alambic musste sich ins Zeug legen, um den Sulky durch den Morast zu zerren.

Dann kam die letzte Kontrolle. Es regnete weniger. Dafür war es aber sehr frisch geworden. Beide Mädchen wechselten ihre klatschnasse Kleidung gegen trockene. (Meine Befürchtungen Doc Vidas sei blind geworden, erwiesen sich als unbegründet.) Und weiter gings. In der Dunkelheit waren die Markierungen nun nicht mehr zu erkennen, besonders im Wald war es schwierig. Gaby brach eine Halogenleuchte von ihrem Sulky ab, Bianka ritt vor und leuchtete die Bäume ab. Vor allem lagen auch abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume auf der Strecke, die es vor allem für das Sulky ziehende Pferd schwer machten.

Um 23.14 Uhr waren alle vier naß, durchgefroren aber glücklich im Ziel.

Bianka hatte von dem Abenteuer aber noch nicht genug. Sie startete am nächsten Morgen noch einmal mit einem anderen Pferd über 60 km.

Alambic scheint auch nicht unbedingt ausgelastet gewesen zu sein. Zuhause angekommen, wollte seine „Karin“ (Reitbeteiligung) ihn im Schritt bewegen. Er sah das völlig anders und ist ihr durchgegangen.

Die Rangfolge – 160 km

5 Nennungen – 4 Starter und alle 4 i.d.W.

1. Angelina Behrendt mit Leksma – 648 Min.

2. Peter Baumann mit Andy Girl – 690 Min.

3. Bianka Muji mit Kingas – 824 Min.

Fahrer: Gaby Gloggner mit Alambic – 824 Min.

100 km

15 Nennungen – 15 Starter – 13 i.d.W.

1. Harald Kutzborra mit Gamai…? – 386 Min.

2. Christian Taubner mit GerSemi – 416 Min.

2. Nicole Querhammer mit White Point – 416 Min.

2. Tatjana Rüterewe? mit Power-Play – 415 Min.

5. Sabine Göllner mit Sterna Diana – 445 Min.

6. Dagmar Otto mit Manial – 455 Min.

6. Gabriela Rössig mit Lou Chevez – 455 Min.

8. Gerdai Hansen (Dänemark) mit Pyrus – 519 Min.

9. Iris Enkelmann mit Mega – 566 Min.

9. Ingeborg Heil mit Escape – 566 Min.

Fahrer

Klaus Oeding mit Tara – 515 Min.

Rittberichte