Ankum

So ein Durcheinander hat bisher noch nie geherrscht, wenn ich auf einen Distanzritt gefahren bin. Da das Pferd, das ich genannt hatte, einen nicht besonders fitten Eindruck machte, mußte ich eine Woche vorher noch umdisponieren und meine kleine Stute Kira nennen. Die sollte eigentlich erst im Herbst ihren ersten EFR gehen, aber ich wollte nicht den ersten Ritt der Saison direkt ausfallen lassen. Also mußte die Kleine mit. Ich hoffte, daß sie als recht guter Barhufer die Ankumer Piste bewältigen würde, denn für einen Beschlag war es schon zu spät. Freitag wollte ich schon alles gepackt haben, lag aber stattdessen heiser und mit Fieber im Bett, dennoch wild entschlossen, spätestens am Sonntag wieder topfit zu sein! Am Samstag von der Arbeit nach Hause, alle Sachen ins Auto gepackt, Pferdchen eingeladen und nichts wie weg auf die Autobahn nach Ankum.

Bis ich auf den Parkplatz einbog, hatte ich schon geglaubt, ich hätte mich im Datum geirrt. Kein anderes Gespann weit und breit, keine Schilder oder ähnliches. Doch dann sah ich einige Gestalten um einen rauchenden Grill sitzen, neben sich die aufgebauten Paddocks mit friedlich mampfenden Pferden. Kira und ich fanden noch einen Platz für den Paddock, der zwar etwas feucht und mückenverseucht war, aber sich am nächsten Tag als einer der einzigen Plätze herausstellte, an denen das Pferd im Schatten stehen konnte.

Der Sonntag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein, genau wie angekündigt. Am Start traf ich zwei nette Mitreiter, mit denen ich starten sollte, und das erwies sich als eine so gute Konstellation, daß wir bis zum Ziel zusammenblieben. Nach den ersten hundert Metern trabten wir an und ritten flott durch einen wunderbaren Sommermorgen. Es war noch ein wenig kühl, keine Fliegen unterwegs, die Pferde frisch und munter und wir hatten blendende Laune. Perfekt!

Weil ich mich auf meinem letzten Ritt so verritten hatte, daß ich schließlich aufgeben mußte, hatte ich die Karte immer in der Hand. Meine Sorge war aber unbegründet: Die Strecke war so idiotensicher markiert, daß sogar ich mich nicht verreiten konnte. Dafür war der Boden um so anspruchsvoller: Tolle Graswege wechselten mit tiefem Waldboden, in dem auch noch Bauschutt steckte. Da mußte man schon sehr vorausschauend reiten! Meist konnte man aber an der  Seite reiten, wo Laub und Erde die Tritte dämpften und die Hufe und Gelenke schonten.

Trotz allem konnte ich die frühsommerliche Landschaft genießen. Was für ein Hochgefühl, kilometerweit in der Gruppe zu galoppieren, das Pferd munter und fit, die Sonne im Gesicht und das Trappeln der Hufe in den Ohren... dann weiß man doch, warum man Distanzreiter ist!

Da wir uns auf der Karte etwas verlesen hatten, kamen wir erst nach 15 Minuten führen im Vetcheck an. Vortraben, Puls messen, alles in Ordnung. Und weiter! Da wir das Gefühl hatten, ein bißchen Boden gutmachen zu müssen, ritten wir sehr flott weiter, so daß wir die zweiten zehn Kilometer sehr schnell zurücklegten. Mein Pferd erstaunte mich wirklich. Ich weiß, daß sie sich schont, wenn sie merkt, daß sie müde wird. Aber daß sie Kilometer um Kilometer im schnellen Distanztrab zurücklegen und dabei so locker und zufrieden sein würde, das hatte ich so nicht gedacht. So aber mußte ich mir um mein Pferd überhaupt keine Sorgen machen und konnte den Ritt voll genießen. Auch der zweite Vetcheck wurde sofort bestanden, und hier fand ich dann auch meinen  Eimer mit den Getränken, den mir ein netter Trosser hingestellt hatte. Jetzt kamen Mineralwasser und Apfelschorle genau richtig, denn es war inzwischen ziemlich warm geworden.

Als wir dann die 25-km-Marke passierten, war ich fast enttäuscht, wie schnell das gegangen war. Wir kamen 5 Minuten über der erlaubten Zeit ins Ziel, die Pferde immer noch so munter, daß ich am liebsten noch 10 km drangehängt hätte. Bei der 10-Minuten-Messung hatte sie weniger Puls als bei der Voruntersuchung...

Auch die Nachuntersuchung bestanden wir, und so hatten wir dann unseren ersten gemeinsamen Ritt in der Wertung beendet. Ein gutes Omen! Ich denke, die Kleine darf jetzt öfter mit.

Der einzige Wermutstropfen waren einige Mitreiterinnen, die den Sinn dieser Veranstaltung möglicherweise mißverstanden haben. Da wurde sich doch darüber aufgeregt, daß das Pferd im Vetcheck einen Puls von 50 hatte, weil so eine Platzierung im vorderen Bereich nicht mehr wahrscheinlich wurde. Angekommen ist gewonnen, und eine bestandene Nachuntersuchung ist mir viel wichtiger als die Frage, welchen Platz ich belege.

Ansonsten war dieser Ritt durch viele nette Leute, große Hilfsbereitschaft und perfekte Organisation gekennzeichnet. Nächstes Jahr kommen wir gerne wieder!

 

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