Frühlingsspur zur Ronneburg

12.04.2003

 Endlich!

Die Saison sollte nun beginnen. Die Pferde waren nach dem langen Winter vorsichtig und behutsam antrainiert worden und schienen sich ebenso zu freuen wie wir.

Die Sachen waren nun auch alle gepackt, das Distanzfieber hatte uns völlig eingeholt, und voller Enthusiasmus trafen Günther und ich uns wie vorgesehen am Freitag um 14 Uhr. Nachdem das Auto gepackt war, die Liste zum tausendsten Male durchgegangen zur Kontrolle, ob wir auch wirklich und ja nichts vergessen haben könnten, begannen wir mit dem Verladen der Stute.

Es wollte nicht so recht klappen wie wir uns das vorgestellt hatten. Sharika wollte ganz und gar nicht auf den Hänger. So beschlossen wir, dass ich zunächst Emil vom Stall abholen und Günther derzeit dem Stütchen gut zureden würde.

Doch auch das andere Pferd im Hänger ließ Sharika nicht dazu bewegen auch endlich einzusteigen.

Es hatte keinen Sinn mehr und so fuhren wir schweren Herzens gegen 17 Uhr nur mit Emil gen Hanau- Mittelbuchen.

Das Wetter war prächtig, der Stau in die andere Fahrtrichtung und wir freudig gespannt.

Am Harbacher Hof angekommen: routinierter Ablauf wie immer: Pferd abladen, Paddock aufbauen, ab zur Meldestelle, Voruntersuchung, bei der alles bestens lief.

Nach und nach traf man auf immer mehr bekannte und freudige Gesichter und nachdem das Pferd gefüttert und versorgt gewusst war, ging man nun zum gemütlicheren Teil des Tages/ Abends über.

Bei der Vorbesprechung wurde die Strecke bestens erklärt, auf Besonderheiten hingewiesen und in aller Ruhe Fragen beantwortet.

 

Auch wenn die Nacht etwas zu kurz gewesen schien, der Tränkeeimer zugefroren und man selbst bibberte vor Kälte, sah man rund um den Harbacher Hof nur fröhliche Gesichter!

Schnell Kaffeetrinken gehen und dann auf den Start warten.

Eine halbe Stunde vor Startzeit saßen wir endlich auf unseren Pferden, die mit Sicherheit ebenso aufgeregt waren wie wir.

Um 09:24 h starten Frank mit Ziamo und ich mit Emil.

In lockerem Tempo, die Streckenkarte in der Hand und mit ausreichend Gesprächsstoff ritten wir dem ersten Check nach etwa 10 km entgegen.

Bis dahin hatten wir weder irgendetwas verloren (Hufschuhe waren auch nicht wirklich dabei) noch hatten wir uns verritten. Wir schmunzelten über die Karottenfährte, die ein Reiter, der vor uns gestartet war, wohl gelegt haben musste! Und ritten nebeneinander in lockerem Trab durch wunderschönes Gelände.

Im ersten Check angekommen, ließ man uns mit Puls 56 bzw. 60 gleich weiter.

Blauer Himmel, Sonnenschein, gute Laune und ein Liedchen auf den Lippen...

Doch auf einmal machte sich das Gefühl breit, dass wir uns verritten haben mussten. Und wie das so ist, weiß jeder besser wie man wieder auf die richtige Strecke kommt, nein... umdrehen.... nein weiterreiten, da kommt gleich ein Weg, der dann auf die Strecke stößt...oder doch lieber umdrehen?

Doch zu viert mittlerweile, erreichten wir dann die Pause, zwar auf etwas anderem Wege, aber wir haben den Weg gefunden!

Unsere Trosser, Günther und Edgar, guckten etwas verdutzt als wir plötzlich vor ihnen standen, aber sofort bekamen unsere Pferde Decken übergeworfen und den Puls gemessen, der bei 60 bzw. 56 lag.

Kurz Ausschau halten, wo die Tränkeeimer, Decken etc. deponiert waren, dann noch einmal nachmessen ( 44 bzw. 48), bei der Tierärztin vortraben und endlich pausieren.

Günther und Edgar versorgten unsere Pferde und uns vorbildlich, so dass Frank und ich erst einmal mit einem kleinen Sektchen auf Franks Geburtstag anstoßen konnten.

Aber schon ging es weiter.

Die Pferde hatten ihr gleichmäßiges Tempo gefunden.

Die Landschaft war wunderbar, ein nicht enden wollender /sollender wunderschöner Weg schlängelte sich am Waldrand entlang.

Ein weiterer Grund pfeifend und fröhlich diesen Ritt zu genießen... bis wir mal wieder merken mussten, dass wir uns erneut verritten hatten.

Diesmal nach langem Suchen nach dem richtigen Weg, drehten wir um und sahen auch endlich andere Reiter am Horizont, die wir schon ein oder zweimal überholt hatten und wir peinlich berührt erneut fragen mussten, ob wir überholen dürften. Wir sahen lieber nicht in deren Gesichter, die sicherlich mit einem  Grinsen besetzt waren.

Gegen Ende der Strecke schlossen wir uns Christian mit seinem Stütchen an. Das einzig Unangenehme dieses Ritts stand uns jetzt bevor.

Anscheinend waren die drei Pferde so gut drauf und so glücklich, endlich laufen zu dürfen, dass sie meinten es gleich übertreiben zu müssen.

Alle drei hatten wir zur Genüge mit Parieren des eigenen Pferdes zu tun, wussten wir doch die 90° Kurve kurz vor dem Ziel!

Aber auch die Pferde schienen dies zu wissen und so nahm uns endlich diese Kurve etwas Tempo.

Mir fiel sicherlich ein ebenso großer Stein vom Herzen wie den beiden anderen, als ich merkte, dass Emil endlich mal ruhig zu machen schien.

Da Frank und ich den gesamten Ritt bewältigt hatten, trabten wir „locker-flockig“ Hand- in- Hand ins Ziel.

Günther und Edgar waren zwar noch nicht da, aber da wir Decken „an Bord“ hatten, warfen wir den Pferde schnell diese über und liehen uns zwei bekannte Trosser (Helen und Sabine) aus, die noch auf Manu und Claudia warteten.

Puls lag bei 112 bzw. 96. Ruhig und ausgiebig versorgten wir unser beiden Rösser und gingen nach einer kurzen Zeit von etwa 5 Minuten zum Nachmessen. Das Ergebnis lag bei Puls 60 bzw. 56.

Glücklich und zufrieden brachten wir Ziamo und Emil zu ihren Paddocks, versorgten sie mit allem Nötigen und stießen dann ein weiteres Mal mit einem Piccolo („A biggolo geht imma!“)  auf Franks Geburtstag und den fast beendeten Ritt an. (Wann hat man schon mal die Ehre mit einem Geburtstagkind einen Distanzritt zu gehen? Oder gar selbst an seinem eigenen Geburtstag einen starten zu können?)

Bald kamen auch Manu und Claudia ins Ziel und vom Nachmessen zurück, so dass wir zunächst einmal für Frank ein Liedchen singen und den Geburtstagskuchen anschneiden konnten.

Leider verlief die Nachuntersuchung nicht ganz so erfolgreich. Frank musste mit Ziamo leider aufgrund einer Lahmheit aus der Wertung genommen werden, doch bei Emil schien alles in Ordnung zu sein.

Darüber war ich natürlich besonders glücklich (wer die Vorgeschichte kennt weiß warum und : Nein! Claudia! Ich werde mir kein eigenes Röntgengerät zulegen!).

Die Siegerehrung fand wie angekündigt um 16:30 h statt (o.k., drei Minuten nach halb, wer es genau nehmen möchte... ). Sie zeichnete sich als sehr stimmungsvoll ab und der Satz von Inge:  „Irgendwie war das wohl ein Sternritt! Die Reiter kamen aus allen Richtungen!“  war zutreffend.

Im nachhinein kann ich nur sagen: es war ein wundervoller und toller Beginn der Distanzsaison. Alle Beteiligten waren fröhlich und gut gelaunt, die Helfer bewiesen Geduld und Freundlichkeit, die Stimmung war ganz so, wie man es sich wünscht.

Das Geläuf abwechselungsreich, etwas trocken (man konnte so schwer die Spuren der Vorreiter erkennen!), das Wetter herrlich, die Organisation sehr gut und routiniert.

Und schon war der erste Distanzritt diesen Jahres vorbei, leider viel zu schnell!

Aber auch gelernt haben wir eine ganze Menge bei dieser Veranstaltung: 50 Euro können einer ausdauernden Anzahl von Reitern den Abend retten, Farbpigmente kommen bei hohem Tempo nicht mit und so kann es schon mal sein, dass ein schwarzes Pferd rötlich erscheint, man kann „soooo coooool“ aussehen beim Überholen, Karte lesen muss man üben, wenn man keine topographisches Gedächtnis hat und in einer Wasserflasche muss nicht immer auch Wasser drinnen sein nur um einen kurzen Auszug an Neuerlerntem wieder zu geben.

Ganz lieben Dank eben noch an die beiden Trosser Günther und Edgar, die beiden Ausleihtrosser Helen und Sabine und den geduldigen Frank („Guck mal eben... geht der wirklich einwandfrei?“ oder „Sind noch beide Streichkappen dran?“ oder „Der geht mit dem Puls nicht runter!“.... aber Frank kennt mich ja mittlerweile, oder?).

Mit stolzen Grüssen Mareike und Emil

 

Rittberichte