Griesheimer Sand 11. Mai 2003
Das Fatale an einem „Sonntagsritt“ ist, dass die Meisten samstags nicht arbeiten müssen und so zwei Probleme auftreten: 1. mit Packen meint man noch genug Zeit zu haben und 2. hat man schon seit Freitag Hummeln im Hintern! Kurz vor 14 Uhr trudelte Günther mit Gespann und Sharika im Hänger endlich bei uns am Hof ein, schnell war auch mein „Zeug“ verpackt und Emil im Hänger. Günther wollte diesmal nur den 30er reiten, da es der erste Ritt für diese Saison sein sollte, Emil und ich wollten uns auf die 60 km Strecke begeben. Die Fahrt verlief relativ schnell, ohne Stau, mit heißem Kaffee und zahlreichen Anrufen á la: „Seid ihr schon da?“ oder „Wann seid ihr endlich da?“. Am Veranstaltungsort in Crumstadt angekommen, wurden wir gleich mit einem Lächeln begrüßt und zu den Paddockwiesen gelotst. Ebenso freundlich war die Begrüßung an der Meldestelle, wo wir gleich auf das Wichtigste hingewiesen wurden: „Wasserstelle ist da und da.... Die Voruntersuchung hat gerade dort hinten begonnen, noch sind wenig Teilnehmer vor euch, ihr müsst also nicht lange warten....Vorbesprechung ist später hier vorne....etc. pp.“ So schnappten wir uns Sharika und Emil und begaben uns zur Voruntersuchung. Durch das freundliche Distanz- Check- Team und die drei ebenso freundlichen und gutgelaunten Tierärzte verlief der Ablauf der Voruntersuchung reibungslos, es entstanden keine langen Warteschlangen. Schon zu diesem Zeitpunkt machte sich die gute Organisation bemerkbar. Die Zeit bis zur Vorbesprechung vertrieben wir uns mit Begrüßen „lang- nicht- mehr- gesehener- Gesichter“, dem Begutachten von Heikes schwarzem „Neuerwerb“ und Pferde versorgen. Bei der Vorbesprechung wurde die Strecke und der gesamte Ablauf gut und ausführlich erklärt, Fragen wurden geduldig beantwortet. Loben will ich an diesem Punkt die Idee ein Mikrofon dabei zu benutzen, so wurde von allen jedes Wort verstanden, Kindergeschrei, Hundegebell und Pferdegewieher nötigten die Veranstalterin nicht dazu das ein oder andere wiederholen zu müssen. Anschließend wurde den Teilnehmern der Abend mit Live- Musik und Freisekt (der aufgrund einer verlorenen Wette von der Veranstalterin zur verspäteten Fohlentaufe ausgegeben wurde) versüßt. Bis in die frühen Morgenstunden saß man nachfolgend beim Lagerfeuer beisammen. Dass man bei dem Kartenritt wirklich die Karte lesen werden muss und nicht einfach den Spuren hinterher reiten sollte, wurde dem ein oder anderen spätestens dann klar, als ich preisgab, dass ich als Erste starten würde, zwar zusammen mit Melanie, aber dies beruhigte nicht wirklich.
Frühstück gab es ab 6:oo h, man begegnete so manch einem müden und verschlafenen Gesicht. Start war für mich um 8:oo h, Günther sollte erst um 8:55 h starten, so dass genug Zeit bleiben sollte, dass sich Sharika bis dahin beruhigen konnte, dass Emil sie alleine ließ. Eine halbe Stunde vor Start machte ich mich mit Emil zum Reitplatz auf, um ihn Warmzureiten. Dass er drei Tage aufgrund eines kleinen Arbeitsunfalls meinerseits und der daraus resultierenden Tatsache, dass ich mit lädierter Hand und lädiertem Knie nicht reiten konnte, nicht ausreichend bewegt wurde, machte sich spätestens dort bemerkbar. Heike wollte ein paar nette Bilder knipsen und bat mich, doch mal kurz anzutraben. Buckelnd schoss er über den Reitplatz und auch nun konnte man die notorische Frage von mir hören: „Wer will Emil reiten?“ Melanie sah man an, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt bewusst wurde, was noch auf sie zukommen sollte. Ich erklärte ihr, dass ich das erste Stück nutzen würde, Emil zu einem klaren Kopf zu verhelfen. Endlich Start!!! Doch so einfach sollte es nun auch nicht sein, denn zwei Gespanne versperrten uns kurzerhand und sicherlich unbeabsichtigt den Weg, in dem wir einbiegen sollte. Emil und Raja, der Stute von Melanie, gefiel dies nicht sonderlich, besonders Emil meinte noch einmal kurz bocken zu müssen. Im Galopp ritten wir von dannen, was bei dem ein oder anderen den Spruch äußern ließ, man solle mich doch bitte beten, „vernünftig zu machen“. Bei der ersten Kreuzung, an der wir nach links abbiegen mussten, merkte ich, dass Emil sich ein wenig beruhigt hatte und sein Kopf klarer zu sein schien. Dass wir vier, Melanie mit Raja und ich mit Emil oder eher Emil mit mir, recht schnell unterwegs waren, merkten wir am ersten Kontrollpunkt, als uns Dirk mit der Frage: „Seid ihr geflogen?“ empfang. Die Pferde liefen gut und als ich nun endlich im „Griesheimer Sand“ angekommen war und die unglaublich schönen und beeindruckenden Sandstrecken sah, hüpfte mein Herz wie im vorherigen Jahr Purzelbäume. Kurz vor dem ersten Vetcheck trennten sich die Wege von Melanie und mir, da ihr Trosser 200m in die falsche Richtung gelaufen war und dort mit Wasser auf sie wartete. So nutzen wir die Gelegenheit, da wir bemerkt hatten, dass Emil ei etwas höheres Trabtempo hatte als Raja. So trabte ich in den Check und Melanie ließ sich etwas zurückfallen. Emils Puls lag bei 64 und so wusch ich mein Pferd kurz ab und macht mich gleich wieder auf, da ich größere Aufregung bei Raja vermeiden wollte. Die Strecke war weiterhin traumhaft, wunderbare Landschaft, herrliches Geläuf, zuvorkommende Helfer bei der Straßenüberquerung und ein Pferd, das nun endlich sein Trabtempo gefunden hatte, nun wie ein Uhrwerk lief und langsam auch seine „Guckigkeit“ abstellte. Relativ bald erreichte ich die Pause bei km 30 und entdeckte auch wieder Sabine, die mich trosste. Gesehen hatte ich sie zwar einmal auf der Strecke, doch im Check hatte sie uns leider verpasst gehabt. Sogleich wurde von Stephan vom Distanz- Check- Team der Puls bei Emil gemessen (68), nach ca. 20 Minuten ließ ich Nachmessen (Puls 44) und trabte vor. Alles in bester Ordnung. Nun hatte ich genug Zeit Emil abzuwaschen, ihm Futter anzubieten, ihn grasen zu lassen und zu versuchen ihn zum Trinken zu überreden. Es wurde ruhig am Reitplatz, die letzten 30er waren nun auch gestartet. Ich lockerte ihn noch ein wenig auf dem Reitplatz bevor ich weiterreiten durfte. Auf der zweite Runde konnte ich nun getrost die Streckenkarte einpacken, die Spuren der vielen Reiter waren deutlich sichtbar, doch hielt sie für den Notfall (der aber nicht eintraf) noch in der Hand. Sabine hatte sich wohl auch auf unser Tempo eingestellt, ich traf sie nun alle 5 km. Emil hatte bislang noch keinen Schluck getrunken und so versuchten wir ihn bei jedem Zusammentreffen ihn dazu zu überreden. Im 2. Check blieb ein klein bisschen Zeit für einen kurzen „Schnack“ mit Frank und Helen, da ich zwei Minuten warten musste. Die Strecke über war ich etwas überrascht über die Pulswerte meines Pferdes gewesen, so dass ich kurz vor dem Check etwas Gas gab und bis kurz vor Eintreffen dessen galoppierte. So lag der Puls bei 76. In der zweiten Runde lief Emil noch lockerer und in noch gleichmäßigerem Tempo, ich war sehr zufrieden bis wir an jene Stelle beim „Hof Wasserbiblos“ ankamen... In den seichten Gewässern schlug ein Schwan oder Ganter oder irgendetwas anderes mit den Flügeln (meinte jedenfalls Emil) und er nutzte die Gelegenheit seinem Übermut Luft zu machen, er machte ein- zwei Buckler, pullte etwas und so verlor ich an diesem Punkt meine Streckenkarte. Kopfschüttelnd ritt ich weiter und sah drei Reiter in einiger Entfernung vor mir. Ich traute meinen Augen kaum,. Als ich merkte, dass einer von diesen Günther mit Sharika war. So schlossen sich die beiden uns an und wir ritten wie je her gemeinsam ins Ziel. Auch dort bemerkte man das gut durchorganisierte Team, den Pferden wurde sogleich Puls gemessen und innerhalb von 20 Minuten nachgemessen. Glücklich und zufrieden brachten wir unsere Pferde ins Paddock, versorgten sie und stärkten uns anschließend mit leckerem Steak vom Grill. Nach 2 Stunden stellten wir dann unsere beiden Pferde bei der Nachuntersuchung vor. Alles in bester Ordnung. Überglücklich fiel ich meinem Emil um den Hals.
Bis zur Siegerehrung blieb noch viel Zeit, um dem Zieleinlauf anderer Reiter zu zuschauen, bei der Nachuntersuchung zu zugucken, die Pferde doppelt und dreifach zu versorgen, Sachen zu packen und den ein oder anderen Kaffee zu trinken. Die Siegerehrung zeichnete sich als sehr stimmungsvoll ab, es gab viele schöne Ehrenpreise, einige Anekdoten und letztlich das Ergebnis, dass Emil den 60er gewonnen hatte.
Im Nachhinein möchte ich mich nun bei der Veranstalterin und ihrem gut eingespielten Team bedanken, bei den zahlreichen Tierärzten, dem Distanz- Check- Team, den vielen freundlichen Gesichtern und Gratulanten, meiner Trosserin Sabine, die ich leider etwas arg gehetzt hatte und sie anschließend zwei platte Füße hatte. Ganz besonderer Dank gilt natürlich meinem Emil, auch wenn er mich am darauffolgenden Tag abgesetzt hat und Birgit Ober, ohne die ich diesen Erfolg nicht verzeichnen könnte.
Zuletzt noch einen kleinen Ausflug in das bekannte Kapitel des „Neuerlerntem“: Man sollte vorher überlegen, was man von sich gibt! Und: Gewinnen kann anstrengend und teuer sein.
Mit herzlichen und stolzen sowohl glücklichen Grüssen Emil und Mareike