Land der Rappen Distanzritt am 06.09.03

Diesen Ritt hatte ich vor drei Jahren schon einmal in Angriff genommen, mußte ihn aber bei Km 60 vorzeitig wegen eigener körperlicher Probleme beenden. Diesmal wollte ich ihn auf jeden Fall ganz zu Ende reiten.

Nach 4 Fahrstunden erreichten wir das norddeutsche Hude, und dort den Huder Pferdehof, einen Pensions, Ferien- und Verleihbetrieb, der die opitmalen Möglichkeiten zur Durchführung eines Distanzrittes bietet

 (Wiesen, Gastronomie, Duschen, Toiletten, Fremdenzimmer usw).

Ich kam als letzter unserer Truppe an, obwohl ich als erster losgefahren war. Das konnte ja heiter werden, war dieser Ritt doch als Kartenritt ausgeschrieben. Und ich fand selbst die AB Abfahrten schon nicht. Na Klasse!!

Drei Starter aus unserer Hausgemeinschaft, wie auch auf der Radde schon geschehen, wollten an den Start.

Für ca. 30 Starter gab es eine riesige Wiese und man konnte wieder sehen, wie gut erzogen die Distanzreiter sind, alles setzte sich an eine Seite und baute normal große Paddocks, obwohl ¾ der Wiese dadurch frei blieb.

Die Meldestelle war geöffnet, Ralf Schneider hatte alles im Griff.

Beate Scharfenberg, die Tierärztin, war bereits da und so konnten wir zügig mit der Abwicklung der „Formalitäten“ beginnen.

Nach der Voruntersuchung fuhr ich noch schnell in einen großen Supermarkt um die Ecke, der bis 20 Uhr geöffnet hat. Praktische Sache, wenn man direkt nach dem Dienst verlädt ohne vorher einkaufen zu können!!

Auf dem Weg zur Vorbesprechung dann gleich ein kleiner Unfall: wir wollten durch einen Holzzaun klettern, ich durch die Stangen, Armin der links von mir stand, mit Hechtsprung drüber. Schlecht koordiniert, denn sein Fuß landetet direkt an meinem Kopf, die Brille in zwei Teile und ne Schürfwunde am Auge!! Zum Glück hatte ich meine gute Bürobrille mit. Die hatte dann ihre Premiere als Sportbrille, versagte aber kläglich, wie wir am Ende feststellten, im Rahmen sammelte sich Dreck. Yves Saint Laurent hatte wohl nicht an den Distanzsport gedacht, als er das Modell entwickelte!! Wurde dann den Rest des Wochenendes mit meiner noblen Brille veräppelt.

 

Die Vorbesprechung fand im Restaurant der Hofes statt, ausführlich erklärte Ralf Bunger die Strecke und den Ablauf des Rittes, ging auf alle Fragen ein.

Zusätzlich hatte es ja schon beim Versenden der Ausschreibungen eine genaue Streckenbeschreibung gegeben!!

Wir setzten uns dann noch am Camp zusammen und gingen die Streck ab, Armin zeichnete meinen Betreuern, die erst am Samstagmorgen kommen wollten ( 3.30 Uhr losfahren!!), die Troßpunkte ein. Es war ungewohnt, im neuen Bus zu schlafen, obwohl er sehr bequem war, irgendwie vermißte ich die Nebengeräusche, wie Kauen, trampeln, trinken, Eimer kegeln.

Pünktlich um 7 Uhr trafen dann Doris und Christian  v.z. Gathen aus Mettmann ein und wir hatten genug Zeit, die Punkte und die Betreuung durch zu gehen.

Es gingen knapp 30 Reiter an den  Start, der als Gleitstart angelegt war. Nicole Querhammer, Karin Lembeck und ich gingen als Gruppe auf die Strecke. Die Pferde legten sofort in  enormem Tempo  los. Schnell überholten wir die ersten Gruppen, wurden aber auch genauso schnell wieder  von anderen überholt. Die Pferde liefen so flott, daß wir kaum die Karten lesen konnten.

Die Wege waren „Selbstläufer“, der Boden federte regelrecht. Ralf Bunger und Freunde hatten eine wunderschöne Streck ausgesucht, die Zeit flog nur so dahin. Meine Betreuer guckten sich ganz verdutzt an, als wir nach knapp einer Stunde in die Pause bei KM 20 eintrafen!! Mein Rennpony zeigte gute Kondition, die Bedenken der Besitzerin verflogen beim Anblick des vor Kraft tänzelnden Ponys.

Der Pausenplatz war hervorragend. Große saftige Wiese, ebener, fester Boden zum Vortraben. Beate hatte allerdings sehr viel zu tun, da die Gruppen sehr dicht zusammen lagen. Weiter ging es durch schöne Waldwege bis zum KM 40 , der auch Wendepunkt war. Hier hatten wir dann Corinna und Doris vor uns und Marvin wollte nicht mehr von seinen Stallkollegen weg. Aus dem Stop ging es in hohem Tempo weiter, wir lagen bis dahin bei Tempo 3, für Marvin horrend schnell. Corinna und Doris gaben dann aber noch mal volles Tempo und das war mir dann für den Kleinen doch zu hoch. So ritten wir zu dritt bis zum Stop bei Km 60, wobei wir nun doch wieder Corinna und Doris vor uns sahen. Hatten wir etwa nen kürzeren Weg genommen???

Hier gab es 40 Minuten Pause, wirklich erholsam für Pferd und Reiter. Marvin regenerierte auf Puls 44 . Also kein Grund, hier vorzeitig zu beenden. Aus dem Stop gingen wir zu fünft, das Tempo war uns aber weiterhin zu hoch und wir gingen langsamer.

 Kurz vor dem Ziel trafen wir dann  eine Kinderreitergruppe auf Leihpferden des Huder Hofes. Eins hatte absteigen müssen und die ganze Gruppe hatte angehalten. Die beiden vor uns trabenden Reiterinnen zogen verständlicherweise zügig dran vorbei (eins der Pferde war Hengst. Ein Helfen dieser Reiter hätte noch mehr Probleme bereitet!) und die Gruppe wurde noch unruhiger. Wir gingen nun Schritt und Karin stieg ab und half dem Kind wieder hoch. Das sind dann Minuten, die einige Plätze kosteten, wie wir später fest stellten.

Kurz vor dem Ziel galoppierten wir noch mal an und boten einen wunderschönen Zieleinlauf in vollem Galopp nach 80 KM mit frischen Pferden. Christian hatte sich leider auf falschem Weg postiert und konnte lediglich Eichhörnchen mit Haselnüssen fotografieren, wir schossen ohne Foto ins Ziel.

Neu und mir sehr recht, war die frühe Nachuntersuchung bei einem Feuerkreis Ritt. Die verzögerte sich angesichts des Tempos , das  vorgelegt wurde, nach hinten, denn Beate war noch auf der Strecke. Auf dem Weg zu NU tänzelte Marvin immer noch, war topfit und sah nicht so aus, wie ein Pferd, das grade nen 80 er in 4 Stunden hinter sich gebracht hatte (T 3,1). Ich war hoch zufrieden und sehr stolz aufs Pferd.

Nun hatten wir viel Zeit, konnten ausruhen, Kaffee trinken usw.  Meine Betreuer mußten leider wieder nach Hause.

Am Abend gab es dann von Veranstalterseite, reichlich leckeres Grillfleisch, Baguette, Getränke usw. für alle kostenfrei.

Ich weiß nicht ,wie lange noch getagt wurde, ich freute mich auf mein trockenes , warmes Busbett.

Am Morgen dann bei strahlendem Sonnenschein gemeinsames Frühstück mit frischen Brötchen, Lachs, gekochten Eiern, Marmelade...wie am Abend auch, kostenfrei für alle!!

So saßen wir dann und frühstückten, bis  Beate die Transportfreigabe begann. Marvin hatte vergessen, daß es so etwas wie Schritt gab, er tänzelte nur noch, kraftstrotzend in Imponiergehabe.

Beate nahm ihn daher auch mit in die Auswahl für den Best Condition Preis. Ich fand es zwar ganz toll, im ersten Distanzjahr schon in die Auswahl zu gelangen, lehnte aber das Vorstellen ab, fand es irgendwie anmaßend. Er soll sich erst mal bewähren.  Die Wahl fiel sehr schwer, es waren fast gleich gute Pferde dort vorgestellt worden. Den Preis (ein freier Ritt der AG Oldenburg) erhielt dann aber einstimmig  der braune Marakesch, der hier 14 Tage nach dem 120 KM Sieg in der Eifel einen 80 er Ritt knapp unter Tempo 3 abgespult hatte, ohne Schwächen zu zeigen und sich frisch präsentierte.

Es war ein wunderschönes Wochenende und wir werden  nächstes Jahr wieder kommen ins Land der Rappen!!

Uwe Rahn


Samstagmorgen 4:00 Uhr, der sich bei jedem Distanzritt wiederholende Kampf mit dem Wecker läutet den Tag ein. Erst am Abend zuvor hatte sich entschieden, ich werde zum Ritt „Land der Rappen“ in Hude antreten. Flicka hatte sich am Mittwoch einen Insektenstich in der Sattellage zugelegt, der unseren Start in Frage stellte. Dank der vorhergehenden Beratung durch Beate Scharfenberg war dieser soweit abgeschwollen dass ich die Anreise wagen konnte.

Gegen 6 Uhr kam ich am Huder Pferdehof an, wo gerade die am Abend vorher angereisten Teilnehmer aus ihren Zelten und Anhängern krochen. Ich war schon hier sehr positiv überrascht, wie viele Paddocks aufgebaut waren. Nach den teilweise doch recht spärlichen Teilnehmerzahlen auf mittleren Distanzritten hatte ich nicht mit einem derartigen Ansturm auf einen langen Ritt gerechnet.

Ich suchte mir einen Platz und kümmerte mich zuerst um die Voruntersuchung und die Anmeldeformalitäten. Alle waren sehr nett und schon bald durfte ich meine sieben Sachen an den Sattel und in die Gürteltasche packen. Auch meine Trosserin Andy trudelte ein und versuchte mir die Nervosität vor dem ersten langen Ritt zu nehmen.

Um 8 Uhr war es dann soweit, die ersten Reiter begaben sich auf die Strecke, nach kurzem Kampf mit meinen Steigbügelriemen machte auch ich mich, mit der Karte in der Hand, auf den Weg. Noch keine 500m waren geritten und ich hatte mich zum ersten Mal verritten. Dies lag daran, dass ich vor lauter Nervosität vergessen hatte, dass ich zuerst in einen ausgeschilderten Reitweg einbiegen muss. Aber der Fehler war schnell behoben und ich folgte den vor mir liegenden Reitern. Mein kleines Pony entwickelte mal wieder übermäßigen Ehrgeiz und ich ritt mit Karte im Mund und beiden Zügeln in der Hand um Flicka vom Galopp abzuhalten.

Glücklicherweise waren noch andere Reiterinnen unterwegs, die das Tempo erst mal zurückschraubten und so traf ich Viola und Sabine. Diese Dreier-Combo stellet sich als optimal heraus und sollte die ganze Strecke halten. Violas Ortskenntnis und Sabines Kartenleskünste erleichterten mir den ersten Kartenritt meiner Distanzgeschichte erheblich. Wir ritten im Zickzack auf breiten Sandwegen vom Huder Pferdehof bis zu einer Straßenüberquerung. Diese hätten wir beinahe übersehen, doch ein geistesgegenwärtiger Kontrollposten konnte uns noch zurückrufen. Es ging auf eine Schleife durch ein kleines Dorf, mit kurzen Asphaltstücken mit Seitenstreifen und wunderschönen breiten Sandwegen dahinter. Am Anfang und Ende dieser Schleife wartete schon Andy mit Kühlwasser und der gelben Wanne mit Flickas Trinkwasser.

Es ging wieder zurück auf die andere Seite der Straße und auf die erste Pause zu. Alle drei Pferde kamen mit passablen Werte in den Check und nach einigen Minuten war auch Flicka auf Puls 64. Die Pferde durften sich an der traumhaft grünen Wiese laben, die jede Erinnerung an den heißen Sommer und verdorrte Weiden vergessen machte. Nach dem Vortraben ging es wieder auf die Strecke, diesmal auch mit einigen Seitenstreifen, die aber allesamt recht gut zu bereiten waren. Immer wieder stand Andy mit der gelben Wanne und dem Kühlwasser an der Strecke, doch die Wanne wurde eher von allen anderen Pferden als von Flicka geleert.

Einmal kurz zu früh abgebogen, aber wir erkannten unseren Fehler schnell und fanden zurück auf die Strecke. In der nächsten Pause, auf der Hälfte der Strecke mussten wir wieder vortraben. Auch die Pulswerte waren schnell passend. Nach 20 Minuten auf dem Stoppelfeld ging es denselben Weg wieder zurück. Dadurch musste man nicht mehr laufend die Karte zur Hand haben und die schönen Waldwege entschädigten vollkommen für das doppelt Reiten der Wege. Die Pferde erkannten den Weg natürlich auch wieder und merkten insbesondere am Schluss sehr genau, dass es gen Heimat geht.

Andy und die gelbe Wanne fanden sich immer wieder am Straßenrand, doch irgendwann waren unsere Wasservorräte erschöpft. Glücklicherweise konnte meine Trosserin auf dem Reiterhof in Schmede unsere Kanister wieder füllen.

Zurück durch die Wälder, mit einem inzwischen recht tief gewordenem Weg und der einzigen Pfütze auf dem Weg, trabten wir vorwiegend über wunderschöne Sandpisten.

Warum bei mehreren Alternative ausgerechnet solche Matschwege von den Behörden gerne als Reitwege ausgewiesen werden, verursacht bei mir immer wieder Kopfschütteln.

Vorher den letzten Kilometern pausierten wir noch mal 40 Minuten auf der schönen grünen Wiese. Hier bestand auch die Möglichkeit den Ritt vorzeitig in der Wertung zu beenden.

Endlich entschied sich auch Flicka wieder dafür, das Wasser aus ihrer Wanne zu sich zu nehmen.

Unsere drei Stuten waren jedoch noch recht fit und wir entschieden uns, auch die letzten Kilometer noch zu absolvieren. Im Ziel sahen wir zwar alle müde aus, aber die Pferde kamen problemlos unter Puls 64.

Wir versorgten unsere braven Vierbeiner umfangreich um sie kurz darauf zur Nachuntersuchung zu bringen. Hier allerdings bildete sich eine längere Schlange, die Beate geduldig abfertigte. Es zog sich zwar eine Weile hin, aber alle drei Pferde schafften die NU ohne Probleme.

Glücklich konnte wir uns also dem gemütlichen Teil des Tages widmen. Der Grill wurde angeheizt und es gab kostenloses Essen und Trinken für alle Teilnehmer. Viola spendierte noch hervorragenden Wein und wir saßen noch eine ganze Weile zusammen. Den ganzen Tag über hatte es Petrus bei 25Grad und Sonne-Wolken-Mix mit uns gut gemeint, und die wenigen Regentropfen am Abend konnten uns nicht stören.

Am nächsten Morgen wurde noch ein fast schon luxuriöses Frühstück aufgetischt (mit Lachs), bevor es an die Transportfreigabe und Siegerehrung ging. Nur wenige Pferde waren ausgeschieden und auch diese erhielten eine Plakette als Erinnerung und einen Apfel für die Vierbeiner. Ich war mit unserem flotten Ritt mehr als zufrieden und konnte glücklich die Heimreise antreten.

Resümee: Die Distanz AG Oldenburg hat mit dem Land der Rappen einen rundum gelungenen Distanzritt veranstaltet. Super Wege, eine gut lesbare Farbkarte, guter Startplatz, tolles Essen, super Stimmung und gute Organisation haben meinen ersten langen Ritt zu einem Erlebnis gemacht das nach mehr schreit. Auch in der Gemeinde der Langstreckenreiter wurde ich als Neuling sehr herzlich aufgenommen. Ich freue mich jetzt schon auf die langen Ritte der Distanz AG in 2004.

Rittberichte