Birstein, 24.07.2004, 100km
Also ganz ehrlich, Distanzreiten ist Abenteuer pur und so ein Wochenende ist vollgestopft mit Erlebnissen, daß man noch seinen Enkeln davon erzählen könnte...so war auch Birstein.
Sind am Freitag also losgegondelt, Ralph und ich mit Medidi und Filia hinten im Hänger, wir kamen um 18 Uhr in Birstein an. Sabine und ihr Vater haben sich leider 2x auf dem Hochweg verfahren und wir konnten keine Paddocks aufbauern, da sie die Stangen im Auto hatten...VU ging auch nicht, weil ich den Equiden-Pass von Filia nicht dabei hatte, den hatte Sabine im Auto. Waren schon a bisserl genervt, die Gäule zerrten uns über die Wiese...naja, um ¾ 8 kamen die beiden endlich, schnell zur VU, alles ok. Ralph und ich fuhren dann schnell zu unsrer Ferienhütte und luden unsere Taschen ab und düsten wieder zurück zur Vorbesprechung. Schnell noch Medidi die Regendecke übergeworfen, und ihn überzeugt, daß er vom Deckengeraschel keine Angst haben muß, da es am Horizont bös blitzte und donnerte und es anfing zu nieseln. Nachts regnete es dann richtig.
Wecker auf 4 Uhr (Sabine hatte schon gefüttert, super!), gefrühstückt, um halb 5 liefen wir mal raus und steckten die Nasen in den Garten: warm, bewölkt, kein Regen - super! Batsch, schlug die Tür zur Hütte hinter uns zu: der Schlüssel steckte innen....ich dachte, das darf nicht wahr sein! In einer halben Stunde will ich beim Pferd sein, Panik! Das Badfenster war jedoch offen, ca 1m breit, 50cm hoch, ich stellte mich auf einen Stuhl, Ralph schob von hinten und ich hangelte mich überm Waschbecken hinein. Puhhhh! Jetzt aber zackig!
Kurz nach 5 beim Pferd, um 5:45 im Sattel. Ich ritt mit Heike Heckelmann mit Ole, dem netten Fjordwallach, mit denen ich schon in Baden-Baden zusammen geritten war, hinter dem Massenstart her. Es hatte eine unheimlich hohe Luftfeuchtigkeit, die Wiesenwege waren extrem rutschig durch den nächtlichen Regen. Es wurde 2x die 30er Strecke und 2x die 20er Strecke geritten. 40min Pause (Vet-Gate) nach den ersten 30km. Da das Eisen hinten links geklappert hatte, bat ich Alwin, Heikes Super-Tross, draufzugucken. Er konnte es nicht mal nachziehen, da die Nägel oben schon zu kurz waren. Ersatzeisen drauf, mit 25min Verspätung aus der Pause geritten und Gas gegeben, damit ich Heike wieder einhole. Hatte auf den ROC (neuer Sattel) umgewechselt, und flog gleichmal vom Pferd, als Medidi meinte, eine 180 Grad Wendung aus dem Trab machen zu müssen, weil auf einmal 3 Fjordis hinter einem großen Erdberg auftauchten, die bei der ersten Runde nicht dawaren! Landete gekonnt auf den Füssen und stieg wieder auf. Endlich Heike und Ole nach langen Galoppaden erreicht und zusammen weiter geritten. Die Pferde laufen echt super miteinander, ich bin immer froh, wenn ich die beiden auf den Starterlisten entdecke!!!
In der 2. Pause (Vetgate) nach 60km wurde ein Ridgeway Test gemacht, Puls 52:48 und Alwin wechselte mir hinten rechts das Eisen aus. Er trug übrigens Verband, da Medidi vorher das Füsschen wegzog, bevor der Nagel umgeschlagen war L, das Blut tropfte nur so bei Alwin - tat mir das vielleicht leid! 2. Eisen ohne Probleme drauf, wieder auf den Dressursattel gewechselt, da mir die Füsse wehtaten, ( das bedeutete, immer die Steigbügel wechseln inklusive Aufhängung ab- und dranschrauben, da die Bügelriemen eine andere Breite haben ) und auf zur 3. Schleife, 20km lang. Ich hatte total den toten Punkt, Blutzucker unten, stierer Blick, Konzentrationsmangel.
Die Sonne kam hin und wieder raus, es wurde wärmer, dafür war der Boden trocken. Es kam ein ziemlich langgestreckter Berg, eine Anhöhe, danach wieder runter, dann ein zweiter, steilerer Anstieg. Wir führten erschöpft. Oben erwartete uns Alwin und Tross, die die Pferde mit Wasser übergossen und tränkten. Ole wollte weder Wasser noch Gras, Medidi soff und soff (fing erst bei km 45 an, war dann aber stetig dabei) und graste dann. In 2,5km dann wieder im Vetgate/Pause. Heike hörte hier auf, ich ließ Alwin die Hintereisen checken - alles ok - und entschied mich fürs Weiterreiten. Wieder Ridgewaytest, Puls 56:48, super, einen Traubenzucker nach dem andern gegessen, nach 40min alleine (und als letzte) wieder auf die letzten 20km. Motivierte meinen tapferen Helden immer wieder, der zwar nimmer die große Lust hatte, aber stetig vor sich hin trabte. Alwin trosste mich mit Ralph zusammen, das fand ich supernett, da find ich gar keine Worte für, daß ein fremder Tross, nachdem sein Schäfchen im Trockenen ist, noch ein fremdes Schäfchen betreut.... Nach den 2 grauenhaften Bergen und strahlender Sonne, trabten wir ins Ziel - Alwin hatte nach dem Bergtrosspunkt (der letzte vor dem Ziel) seine Mannschaft angerufen und ans Ziel getrommelt, also trabte der brave Medidi um 18 Uhr, 12 h nach Start, unter Geklatsche und Gejohle nach 104km über die Ziellienie.
Ich glaube 10 Leutchen, teilweise wildfremd, schwirrten um uns rum, gossen und tränkten, sattelten ab und umsorgten das Pferdel und kamen mit zur Nachuntersuchung.
Ein sehr kratziger Trab. Stille. Die Tierärzting guckte ganz übel. Cheftierarzt Schorsch (weiß leider nicht wie er sonst heißt) muß beim Traben wohl gesagt haben "Jetzt mach keinen Scheiß, Junge!".
Ich schaute die zwei Tierärzte an und dachte, das darf nicht wahrsein, daß mein armes Pferd nach 104 erkämpften Kilometern rausgenommen wird. "Dem brennen die Füsse", sagte der Schorsch. Er schaute mich an und sagte ganz lieb: "Trab nochmal, diesmal schöner!" 2. Chance...leif besser, aber immer noch bedenkliche Blicke. Die Tierärztin fragte den Schorsch "Was meinst Du?" Er: "Ich würde sie drin lassen." Und....sie nickte!!!! Weil sie einige Pferde, die ähnlich liefen, dringelassen hatten, würde sie mich auch drin lassen. Wäre Medidi aber während des Rittes bei einer Untersuchung so gelaufen, wäre ich raus gewesen.
Ich hing meinem Medidi am Hals und hätte fast geheult. Heike und Sabine gratulierten mir und sagten, daß sie vorher ihren Augen nicht trauen wollten...
Also sind wir grad so durchgekommen, aber wir sind durch! Heike lieh mir Coolbandagen aus und wir stießen alle mit Sekt an: Sabine kam gut bei ihrem 60er an, Heikes Stallkollegin Claire ebenfalls, Ole hatte die 80 bestanden und Medidi seinen ersten 100er! Was war ich happy!
Um 19 Uhr war Siegerehrung bei den 60ern, Sabine und Filia machten den 3. Platz und bekamen einen schönen Pokal, richtig toll, wir freuten uns total!
Abends gingen wir alle zusammen zum Italiener. Am Sonntag war dann Transportfreigabe und Siegerehrung. Es waren 13 Nennungen beim 100er, 3 schieden aus, 3 beendeten bei 80km und 7 kamen durch. Wir wurden 7. bei Tempo 5,77, gewannen eine Mistgabel (nicht die von CavalloJ) und Futter. Die Mistgabel schenkte ich gleich an Sabine weiter...
Das Wochenende hat mir wieder gezeigt, was Distanzreiten ausmacht: daß trotz Ehrgeiz die Horsemanship und die Sorge um das Wohl des Pferdes oben steht, daß Werte wie Hilfsbereitschaft, Herz, Freundschaft noch gelebt werden, daß man zusammenhält, zusammenfiebert und sich zusammen freut!
Von ganzem Herzen ein großes DANKE an Alwin! Ohne Dich hätten wir einpacken können! Und an Heikes hilfsbereiten Tross, die immer auch schon eine Wasserflasche für Medidi bereithielten und ihn tränkten, vielen vielen Dank!
Danke auch an den Birsteiner Distanzverein, ihr habt es wie immer perfekt organisiert, es fehlte uns an nichts, wir haben uns sehr sehr wohl gefühlt, alle waren nett und hilfsbereit, die Paddockwiese war genial vom Platz und vom Gras her. Danke auch an die gerechten Tierärzte...!!!!
Hoffentlich bis nächstes Jahr!
Jenny & Medidi, der tapfere Held!
Pannensport ??? Voller Vorfreude und guter Dinge
starteten mein Mann (und Tross) und ich mitsamt Pferd und Hund am Vortag
Richtung Birstein. Da wir - wie immer - unter Stress vorbereiten mussten (
jaja, Distanzreiten kostet vieeeel Zeit ! ) merkten wir erst nach einer
halben Stunde auf der A 7 dass etwas wichtiges fehlte - nämlich unsere
Bettdecken !
Umdrehen ? Bloss nicht ... wir waren eh spät dran. Also wurde ein
Zwischenstopp in einem riesigen Einkaufszentrum in Kassel eingelegt um die
Nacht nicht frierend verbringen zu müssen, zum Glück gibt es ja heute die
langen Ladenöffnungszeiten.
Nachdem dieses Problem dank des Schlussverkaufes einigermassen günstig
gelöst werden konnte ging die Fahrt weiter, immer in Angesicht einer
Gewitterfront.
Der Wetterbericht im Radio meldete Unwetter im Raum Frankfurt - ob es sich
bis nach Birstein verlagern würde ? Oh Graus, wo ich doch so einen Horror
vor Gewittern habe ...
Nach der langen Fahrt, zum Schluss auf kleinen Landstrassen und einigen
Steigungen, kamen wir endlich an. Im letzten Tageslicht war der Paddock
schnell aufgebaut, und bis auf eine kleine Unterbrechung durch ein
entlaufenes Pferd nebenan konnten wir eine ruhige, gewitterfreie Nachtruhe
geniessen.
Frühmorgens gab es ein wirklich umfangreiches Frühstück. Die Nennstelle
arbeitete reibungslos so dass ich zeitig zur Voruntersuchung kommen konnte.
Hier merkte man deutlich dass die Birsteiner Routine und Erfahrung für solch
eine Veranstaltng hatten - nicht zuletzt durch Beate Grün s Mitwirkung.
Der Massenstart fand in Stunden- Abständen statt, als erstes gingen die
120er auf die Strecke, dann folgten die 80er und zum Schluss wir, die die 60
km anvisiert hatten.
Die Strecke war einfach nur herrlich, es gab zwar einige Höhenmeter zu
überwinden, aber die Aussicht auf die herrliche Landschaft glich die
Anstrengungen mehr als aus. Der Boden war gut zu bewältigen, und die
Markierung war perfekt - bis auf ein kleines Detail was ich dann auch prompt
übersah: Jemand hatte einen der gelben Markierungspfosten verdreht, man kam
direkt auf den ersten Teil der Schleife. Und so wunderte ich mich irgenwann
dass mir die Landschaft irgendwie bekannt vorkam ... Ich fand nicht mehr die
Stelle an der ich die Strecke verloren hatte. Anderen ging es ähnlich, man
sah diverse Grüppchen ziellos auf dem Berg herumreiten !
Zum Glück entdeckte ich eine Gruppe offenbar ortskundiger Reiter, und
kurzerhand hängte ich mich an - Strecke gefunden ! Das Desaster hatte mich
eine knappe Stunde gekostet, aber da es für mich vor allem ein Trainings-
und Satteltest- Ritt war und die herrliche Landschaft vom sportlichen
Ehrgeiz mehr als ablenkte konnte ich mich darüber nicht ärgern.
Pause war am Start- und Zielpunkt; somit konnte mein Pferd die 40 Minuten
lang gut ausspannen. Auch auf der Strecke war gut für Wasser gesorgt, man
kam auch ohne Tross sehr gut zurecht.
Die zweite Runde gingen wir wesentlich ruhiger an, inzwischen war es
drückend schwül und heiss geworden. Nach etwa der Hälfte der zweiten Runde
erreichte mich eine Reiterin die in etwa unser Tempo vorlegte, und ich
machte einen Fehler den man niemals machen sollte: Ich hängte mich an ohne
auf Karte oder Markierung zu achten - prompt musste ich nach ein paar
Kilometern einsehen dass ich wieder umkehren musste: Die Reiterin ritt eine
Schleife die den 120- km- Reitern vorbehalten war. Grummel ---- mein Pferd
versöhnte ich damit dass ich es den Zusatzschlenker zurück führte.
Den Rest der Strecke absolvierten wir ohne weitere Pannen, und als ich dann
unser Rittergebnis sah war ich überrascht; wir sind doch glatt noch 9. von
17 Teilnehmern geworden !!!
Die Siegerehrung war auf denselben Tag verlegt worden um den
Mittelstreckenreitern eine weitere Übernachtung zu ersparen. Sie fand in
netter Weise mit Pferd an der Hand statt, was leider oft nicht mehr üblich
ist. Die Trosse hatten schwer zu schleppen: Es gab neben der Stallplakette
unter anderem 25 kg Futter für die Pferde, die ersten Drei bekamen den
wunderschönen Birstein überreicht.
Nun mussten wir aber los - unser Jüngster daheim wurde langsam ungeduldig
(das handy bimmelte alle Viertelstunde) , er war bei seiner Tante
untergebracht und wollte nach Hause. Paddock war schnell gereinigt und
abgebaut, unsere Utensilien plus Pferd verladen, los ging s ...
.. wir kamen auch gut voran, die Autobahn war frei, wir hatten nichts
vergessen - nur leider fing dann kurz vor einem nicht mehr erreichbaren
Rasthof der Kühler an zu kochen ... A U T S C H !
Immerhin konnten wir noch bis zu einer Notrufsäule rollen, und dann standen
wir dort !
Unangenehm, vorbeirasende LKW die unser Gespann zum Wackeln brachten- zum
Glück ist mein Pferd eines der Nerven- wie- Drahtseile- Vertreter, ich bin
überzeugt, dass es mir dabei wesentlich schlechter ging. Nach gut 1,5
Stunden traf dann unser Retter ein, das Wohnmobil wurde auf den Laster
gezogen, Pferd hintenangehängt, und 5 Minuten später fanden wir uns auf dem
Rastplatz wieder, Zugfahrzeuglos. Dasselbe wurde direkt in die nächste
Werktstatt verfrachtet.
Ein guter Freund den wir vorher verständigt hatten traf dann irgendwann ein
um unser Pferd anzuhängen, uns einzuladen um dann endlich die Heimreise
fortzuführen.
Ich bin dann ein paar Tage später mit dem Zug losgefahren um unser
inzwischen repariertes Fahrzeug abzuholen - ein Kühlschlauch war geplatzt.
Und das alles für 60 km in der Wertung - ja sind wir denn irre ??? ;-)
Christiane Herkt
P.S.: Die Fotos zu unserem Erlebnis gibt es auf der distanzreiten.info !!!