Rittbericht Birstein 100km Hessenmeisterschaft, 16. Juli 2005
Nach 3 Monaten Distanzabstinenz (es war einfach kein passender Ritt zu finden) war es endlich soweit, Birstein kam nah und näher…
Nachdem Medidi die ganze Woche mit Kraftfutter gemästet wurde und wenig arbeiten musste, damit er Kräfte schöpfte, verluden wir am Freitagnachmittag und nach einer unproblematischen Fahrt landeten wir in Hettersroth auf dem Sportplatz. Das Zelt stand grade so, der Paddock nur halb als wieder ein ordentlicher Regenguß kam, den wir unterm Pavillon von Ina und Werner abwarteten und schonmal den Grill und die Bierkisten begutachteten.
In einer Regenpause wurde fertig aufgebaut, die Pferde abgeladen und ab zur Voruntersuchung. Es gab noch den ein oder anderen Gewitterschauer, aber damit hatte es sich und Start frei für ein super Distanzwochenende war gegeben.
Abends wurde es gleich richtig gemütlich bei Grill und Bier in einer großen Runde unterm Pavillon, aber leider musste ich mich „bald“ verabschieden, naja, nicht wirklich bald…
Ein wunderschöner Morgen brach an, aufsteigender Nebel waberte über die Wiesen und die ersten Sonnenstrahlen blinzelten über den Horizont. Einfach wie im Bilderbuch.
Für die Reiter der Hessenmeisterschaft war der Start auf 6 Uhr gesetzt und Medidi ließ sich kaum trensen. Die Nerven spielten nicht mehr mit, er musste wie im Führring auf- und abgeführt werden, Stehen war unmöglich. Aufsteigen und Nachgurten war auch ein kleines Drama und obwohl ich hinter dem Massenstart startete, waren die ersten 10 km sehr aufregend, die Graswege waren noch taunass und rutschig, es ging meist bergab und das Monster unter mir hechelte den anderen hinterher und wollte nur galoppieren. Ich fing an meine großzügigen Hafergaben zu bereuen…
Irgendwann erreichten wir eine Dreiergruppe und ab da wurde es besser. Nachdem Medidi sich hier an die Spitze setzen durfte, konnten ich den Ritt 70km lang geniessen.
Das Pferd lief wie ein Uhrwerk, hielt das Tempo, wechselte schön selbständig im Galopp den Fuß und trug mich durch die Landschaft. Ich war begeistert. Unser Trainingswochenende in der Eifel zeigte seine Früchte, Medidi hat jetzt endlich genug Selbstbewußtsein zum ordentlichen Führpferd einer Gruppe.
Die Pausen waren kein Problem, der Puls war ziemlich schnell wieder unten dank meinen eifrigem Tross, der Wasser schüttete, was auch nötig war, da es zwar bewölkt, aber gut warm war.
Die Streckenführung war im Vergleich zum Vorjahr noch besser gewählt, einige Waldwege kamen dazu, man konnte insgesamt flüssiger reiten und die 20er Runde war komplett neu mit weniger Asphalt und weniger Anstiegen. Die Markierung war natürlich auch 100%, typisch Birstein eben!
Nach der 3. Pause drehte mir mein holdes Ross im Paddock doch tatsächlich den Hintern zu, als ich mit dem Sattel ankam und stellte sich mit grimmigen Gesichtsaudruck in die Ecke. Hoffentlich meint die nicht mich…Aber ganz ehrlich: ich hatte auch nicht mehr die große Lust! Bei den anderen machte sich die Feierstimmung breit, die meisten waren im Ziel, die Grillfeuer wurden angefacht und unsereins musste sich auf die letzte Runde quälen.
Die letzten 20km nahmen wir zusammen mit Michi und ihrer Stute Bekki unter die Hufe, die Pferde wechselten sich an der Spitze ab und wir waren für jeden Trosspunkt dankbar. Um 16:30 Uhr kamen wir dann ins Ziel, eigentlich wollten wir ganz chefmäßig lockerlässig nebeneinanderher cantern, aber Heike und Floh schwenkten knatternde Deutschlandfähnchen – vielen Dank auch – Bekki haute gleich die Bremse rein und Medidi wollte sich galoppierenderweise in die Sicherheit der Paddocks und Anhänger flüchten. Naja, beim 2. Anlauf im Trab kamen wir mit großen Glubschaugen an den Fähnchen vorbei.
Die Nachuntersuchung war absolut kein Problem, der Trab war schön locker und auch nicht schleppend. Michi und ich fielen uns gratulierend in die Arme.
Mein Tempo 5, das ich mir vorgenommen hatte, haben wir genau getroffen, Medidi war superfit und es war einfach ein perfekter Tag. Ich hatte weder Probleme mit Magen noch Kreislauf und fühlte mich ebenfalls gut trainiert und Dirk fand jeden Trosspunkt und hat damit seine Feuertaufe als Erst-Trosser blendend bestanden – es hat ihm auch noch Spaß gemacht, man sollte es kaum für möglich haltenJ!
Nachdem die Pferde versorgt waren und wir auch geduscht hatten, fing der gemütliche Teil des Abends an: die Liveband begann aufzuspielen und die Bierflaschen fingen an zu kreisen…ich gehörte an diesem Abend jedoch definitiv nicht zum harten Kern, wen wunderts…aber das Tanzbein wurde bis ultimo geschwungen.
Der Sonntagmorgen brach genauso wunderschön an, nach der Transportfreigabe begann die Siegerehrung bei strahlendem Sonnenschein auf der Wiese, alle Pferde herausgeputzt bei Hand. Es gab einige offizielle Ansprachen und Ehrenpreise von den Sponsoren ohne Ende.
Ganz lobenswert war, daß alle Trosser geehrt wurden und nach vorne kommen sollten. Muß ich erwähnen, daß der Platz auf einmal fast leer war, weil alles nach vorn stürmte?
Tja, meinen gewonnenen Sack Futter habe ich platzmässig nicht einkalkuliert, aber nach einiger Knobelei fanden in unserem 90er Defender 3 Mann, Gepäck, Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Paddockstangen usw Platz, ein hoch auf den Landy!
Es war eines der schönsten Distanzwochenenden meines Lebens, ich habe viele viele liebgewonnene Menschen wiedergetroffen, neue kennengelernt und dank meinem tollen Pferd einen (fast) entspannten Ritt und dank meinem tollen Tross nur entspannte Pausen erlebt. Danke!
Danke an Euch, liebe Birsteiner und hoffentlich bis nächstes Jahr!
Jenny & Medidi