Zwischen Spargel- und Erdbeerfeldern - Die Neue Melibokus- Distanz

 

Für den 27. Mai, das Wochenende nach Himmelfahrt, hatten Heike Heckelmann und Alwin Merkel zur Neuen Melibokus Distanz geladen. Ich hatte mich noch recht kurzfristig zur Teilnahme entschlossen und den langen Ritt genannt. Die Vorbereitungen zum Ritt waren geprägt von fast ununterbrochenen Regenfällen, und deshalb beglückwünschte ich mich noch am Freitag, mein Pferd mit Regendecke verladen zu haben. Sogar eine wasserdichte Nierendecke hatte ich noch schnell gekauft. Aber überraschender Weise und von allen freudig begrüßt klarte das Wetter pünktlich zum Freitagabend auf, und der Ritt konnte bei allerbestem Wetter stattfinden - trocken und nicht zu warm. Das teilweise sandige Geläuf trocknete rasch ab und bot fast überall optimale Bedingungen.

Insgesamt hatten für die drei angebotenen Streckenlängen (46, 63 und 88 km) 75 Reiter genannt, auf die lange Strecke starteten am Samstagmorgen leider nur sechs Reiter. Dabei hatte ich das Vergnügen vom Start an mit Claire Vigier und ihrem tollen Pony Hippy de Marbois (frz. Reitpony) zu reiten. Unsere Pferde liefen prima zusammen, und wir trennten uns bis zum Ziel nicht mehr.

Bis zum ersten Vet-Gate verlief die Strecke topfeben zwischen Gemüsefeldern hindurch. In der Sonne verströmten die Erdbeeren ihren süßen Duft, und wir winkten den vielen Spargelstechern auf den Feldern, die unseren Gruß herzlich erwiderten. Nach dem Vet-Gate folgte nur für die Reiter der langen Strecke alsbald der Anstieg auf den Melibokus, der dem Ritt seinen Namen gab. Der Melibokus ist mit 514 m die höchste Erhebung im vorderen Odenwald, etwa 400 m Steigung hatten wir davon zu bewältigen. Meistenteils ging es steil bergauf, und wir ließen unsere Pferde im Schritt hochklettern, wenn die Pfade besonders steil und eng waren. Oben umrundeten wir den Gipfel komplett, und wurden für den Anstieg mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Die meist naturbelassenen Wege und die urige Felslandschaft am Melibokus geben diesem Ritt die besondere Würze; danke an Heike und Alwin, dass ihr euch für eine handvoll Reiter die Arbeit mit der Markierung gemacht habt! Ohne diesen Ausflug in die Höhenlagen hätten wir einen Flachlandkoller bekommen, es wäre einfach zu langweilig gewesen! So aber nahmen wir den steilen Abstieg zu Fuß und in der Ebene liefen unsere Pferde wieder leicht und freudig, was uns die Tierärztin im nächsten Vet-Gate auch dokumentierte. Danach folgte bis ins Ziel wieder flaches, schnelles Geläuf und für Claire und mich war es nach 88 gemeinsam gerittenen Kilometern keine Frage auch Hand in Hand ins Ziel zu galoppieren. Erfreulicherweise kamen alle Starter des langen Rittes gesund ins Ziel und in die Wertung.

Auf der kurzen Distanz blieben 39 von 44 Startern in der Wertung, am schnellsten erreichte Andrea Wich mit Mia Dandy Girl, einer Quarterstute, das Ziel. Die mittlere Strecke absolvierten 13 von 14 Startern in der Wertung, hier hatte Stefanie Arnold mit Millenium (AV) die Nase vorn.

Leider wurde dieser schöne Ritt von einem tragischen Unfall überschattet. Ein Pferd rutschte auf der Strecke unglücklich in eine Unebenheit und brach sich das Fesselbein. In der Klinik musste das Pferd aufgrund aussichtsloser Heilungschancen eingeschläfert werden. Die Reiter, die das verunglückte Pferd noch an der Strecke trafen, wurden angehalten mit größtmöglicher Rücksichtnahme zu passieren, was sicher jeder gerne tat mit dem Gedanken, dass es ebenso das eigene Pferd hätte treffen können.

Die Reiter der langen Strecke verbrachten zusammen mit den Veranstaltern und einigen Helfern noch einen gemütlichen Abend nach dem Ritt und am nächsten Tag wurde nach der tierärztlichen Untersuchung zur Transportfreigabe der Konditionspreis vergeben. Nachdem sich Claire Vigiers Hippy schon am Ritttag mit hervorragenden Werten präsentiert hatte und sich auch am folgenden Tag in sehr guter Verfassung zeigte, war es die einhellige Entscheidung der Tierärztinnen den Konditionspreis an das schnelle, kleine Pferd zu geben.

Die schöne Strecke der Neuen Melibokus- Distanz wird sich hoffentlich in der Zukunft als fester Bestandteil des Terminkalenders in der Saisonplanung etablieren.

Karoline Kronenberg


Neue Melibokus Distanz – 46, 63 und 88 km

 

Am Freitag freuten sich wohl weder Zwei- noch Vierbeiner wirklich auf das Wochenende. Der Himmel gab alles an Feuchtigkeit! Trotzdem fanden sich viele wackere Distanzler mit ihren Pferden bereits ab Mittag ein. In Gummistiefeln und Regenmänteln wurde die Voruntersuchung in Angriff genommen.

Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen wurden belohnt: Am Samstag zeigte sich das Wetter von seiner ruhigen Seite. Das Geläuf war dank des größtenteils sandigen Bodens recht gut, die Grasstrecken bereits wieder abgetrocknet, und, obwohl der Melibokus mit seinen Steigungen für die Langstreckenreiter eine echte Herausforderung war, kamen alle Pferde recht frisch ins Ziel. So konnten die Veranstalter bei der Siegerehrung alle Teilnehmer des LDR in der Wertung aufrufen. Auch auf den beiden anderen Strecken gab es erfreulich wenige Ausfälle. Die Stimmung war entsprechend hervorragend, der Beifall laut, als Alwin und Heike die Glückwünsche, Ergebnisse und Preise verteilten. Über den Sieg des KDR konnte sich Andrea Wich mit ihrer Quarterstute freuen, den MDR entschied Stefanie Arnold in einem heißen Finish mit Oliver Gabriel für sich, während Claire Vigier mit ihrem kleinen franz. Reitpony Hippy de Marbois und Karoline Kronenberg auf Siwaldi es trotz Anfeuerung sich nicht nehmen ließen, Hand in Hand über die Ziellinie zu traben. Für diese Leistung erhielt Hippy zusätzlich den Preis für das beste Pony und am Sonntag noch den Pokal für Best Condition. Die Sponsoren waren so großzügig, dass jeder mit einem Ehrenpreis bedacht wurde. Auch die Helfer gingen nicht leer aus, die aktivsten, die schon seit Wochen zum Gelingen des Rittes beitrugen, können sich demnächst in Hängematten ausruhen oder die Outdoorweste mit Utensilien für das nächste Jahr bestücken.

 

Überhaupt Helfer: Auf dem Melibokus-Ritt werden sie äußerst gut behandelt. Eine ausführliche Einweisung zum Nachlesen liegt in einem Umschlag, Kartenmaterial und eine klare Zeiteinteilung. Genug leckere Stärkung für die Außenposten gibt es auch. Essenmarken konnten in der Gastronomie des Burghofs der Familie Brodhecker eingelöst werden. Die Familie hatte sich für die Verköstigung zur Verfügung gestellt. Es gab für jeden Geschmack leckeres und gesundes Essen zu supergünstigen Preisen sowie ein Kuchenangebot, das sich manche Bäckerei wünschen könnte! In den großen Räumlichkeiten konnte man sich stärken und nebenbei noch die FN-Lehrtafeln oder die Skala der Ausbildung lernen. Auf dem Hof wird nämlich neben Reitunterricht und Reittherapie auch eine gute theoretische Ausbildung angeboten.

Die Pausen waren mit genügend Helfern unter erfahrenen, sogar prominenten Stoppleitern eingerichtet. Wer hier seinen Dienst tat, konnte nebenbei noch viel lernen und sich in den Wartezeiten nett unterhalten.

 

Ein tragischer Zwischenfall wurde von der Tierärztin Claudia Körner bei der Siegerehrung für alle Anwesenden erklärt und klargestellt, so dass keine Spekulationen entstehen können. Ein teilnehmendes Pferd auf der 46 km Strecke stolperte unglücklich beim Durchparieren vom Galopp in den Trab lahmte sofort stark. Dr. Silke Zuck leistete 1. Hilfe und überwies das Pferd mit Gipsschiene und der Erstdiagnose Beinbruch in die Tierklinik Iffezheim. Dort konnte leider nur ein Trümmerbruch des Fesselgelenks festgestellt werden. Das Pferd musste leider eingeschläfert werden. Frau  Dr. Körner wies ganz klar darauf hin, dass ein solch tragischer Unfall jedem Reiter zu jeder Zeit passieren kann.

 

Ein besonderes Augenmerk verdient die Jugendförderung bei dieser Veranstaltung. Die Zweitplatzierte des KDR, Tina Stephan, bekam einen Pokal als beste Jugendliche. Aber auch die anderen jungen Reiterinnen gingen nicht leer aus. Jede erhielt ein Buch mit einem zum Distanzsport passenden Thema. Eine jugendliche Helferin wurde ebenfalls mitgeehrt. Pauline hatte sich spontan als Helferin zur Verfügung gestellt. Zu ihrem Entsetzen wurde sie ab 6.15 Uhr eingeteilt. Trotzdem war sie am Ende des Tages völlig begeistert und hatte dazu noch eine Menge gelernt.

 

Eine rundum gelungene Veranstaltung, die nicht nur von den Tierärztinnen für die außerordentlich gute und professionelle Organisation gelobt wurde, eine Reitstrecke mit traumhaften Wegen, ein toller Veranstaltungsort, der alles bietet, was ein Distanzritt braucht, mit hervorragender Rundumverpflegung für Pferde, Reiter, Trosser und Helfer. Die Aussicht auf Wiederholung im nächsten Jahr mit evtl. noch erweitertem Streckenangebot bis 120 km, lässt nicht nur südhessische Distanzreiterherzen höher schlagen.

 

Christiane Schiele


 

 

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