Das Runde muss in das Eckige
oder: Sommerschnecke 2006 im WM-Fieber
Die Rennschnecken-Distanz von Marion Heinze gilt als einer der best organisierten Distanzritte im Rheinland. Seit ein paar Jahren bietet Marion ein Pendant zur Rennschnecke an, die sich speziell an Einsteiger – Reiter wie Pferde - richtet: die Sommerschnecke.
Nur eine Woche nach der diesjährigen Rennschnecke mit Streckenlängen von 47 und 94 Kilometern fand am ersten Juli-Wochenende die Sommerschnecke 2006 statt. Insgesamt 50 Reiterinnen und Reiter hatten für die 28 Kilometer lange Distanz genannt, 37 gingen letztlich auf die Strecke.
Nach zwei Jahren als Starterin bei der Rennschnecke stand für uns diesmal die Sommerschnecke an. Für mein Nachwuchspferd, den fünfjährigen Vollblutaraber Agadir, sollte es das Distanz-Debüt sein.
Uns schlossen sich noch drei weitere Reiterinnen aus unserem Stall an, von denen bislang nur eine erste Distanzerfahrungen auf Einführungsritten sammeln konnte. Eine weitere Freundin stieß ebenfalls dazu. Sie selber hatte ebenfalls noch keine Distanzerfahrung, hatte uns in 2005 aber getrosst und bei dieser Gelegenheit ihr jetziges Pferd kennen gelernt.
Am Tag des Viertelfinalspiels Deutschland gegen Argentinien ging es also los Richtung Eifel. Unsere Trosser wollten sich das Spiel auf keinen Fall entgehen lassen und brachen schon früher auf, um vor dem Anpfiff noch schnell die Paddocks aufzubauen. Wir Reiterinnen hatten uns etwas mehr Zeit gelassen und kamen pünktlich zur Verlängerung in Nideggen-Wollersheim an. Nachdem die Pferde mit Wasser und Heu versorgt auf den Paddocks untergebracht worden waren, fieberten wir mit einigen anderen Fußball-Fans beim Elfmeterschießen erst einmal mit der deutschen Mannschaft mit. Ob der Einzug der Deutschen ins Halbfinale wohl ein gutes Omen für unseren Ritt am nächsten Tag war?
Die Voruntersuchung verlief für alle Pferde ohne Beanstandung, so dass wir am frühen Samstag morgen bei schon recht warmen Temperaturen als Erste starten konnten. Der Wetterbericht hatte heißes Sommerwetter gemeldet und unsere Trosser fuhren deshalb jeden Trosspunkt an, um uns und unsere Pferde mit Wasser zu versorgen.
Marion hatte neben einer Pulskontrolle nach gut der Hälfte der Strecke auch eine Radarfalle eingebaut. Zum Glück hatten wir eine Ahnung, wo diese sein könnte, und kamen deshalb nicht völlig unvorbereitet bei den Pulshelfern des Distanzcheckteams an, die sich am Waldrand postiert hatten. Leider hatten zwei unserer Pferde trotzdem noch relativ hohe Pulswerte. Bei Beiden machten sich die hohen Temperaturen bemerkbar. Wir beschlossen deshalb, in zwei Gruppen weiter zu reiten – eine gute Entscheidung, wie sich letztlich rausstellen sollte.
Zu Dritt machten wir uns dann an den Rest der Strecke. Ab der Pulskontrolle wurde das Geläuf so angenehm, dass wir nahezu die ganze Zeit locker traben konnten. Unsere Pferde hatten recht schnell ein gemeinsames Tempo gefunden, was das Reiten angenehm und unkompliziert machte. An jedem Trosspunkt wurden die bereitstehenden Eimer leer gesoffen und auch die Reiterinnen freuten sich über Wasser für ihre trockenen Kehlen.
Nach 3 Stunden, 21 Minuten – leider fünf Minuten langsamer als geplant – kamen wir wieder in Wollersheim an. Wir hatten uns wohl an den Trosspunkten etwas zu viel Zeit gelassen.
Die Zeit bis zur Nachuntersuchung verbrachten die Pferde dösend in ihren Paddocks und die Reiterinnen und ihre Trosser bei leckeren Apfelpfannkuchen, Salaten und Würstchen im angenehmen Schatten.
Bei der Nachuntersuchung zeigte sich dann, dass unsere Taktik, in zwei Gruppen weiter zu reiten, aufgegangen war: Alle fünf Pferde waren in der Wertung geblieben und alle Reiterinnen waren stolz über die Leistung, die dann auch noch mit z. T. sehr guten Platzierungen belohnt wurde.
Auch bei der Siegerehrung zeigte sich wieder, dass Marion Heinze ein Organisationsprofi ist. Für jeden Reiter, der in der Wertung geblieben war, hatte sie Urkunden und Stallplaketten vorbereitet. Außerdem gab es für die Pferde einen Beutel mit Futter und für die Reiter Ehrenpreise. Auch das Distanzcheckteam hatte wieder alles fest im Griff und gab den Distanzunerfahrenen wertvolle Tipps.
Verständlich, dass die abschließende Ankündigung von Marion, im kommenden Jahr mal eine „Schneckenpause“ einzulegen, auf ein geteiltes Echo stieß. Einerseits gönnen wir ihr alle die „Oma-Pause“ und freuen uns mit ihr. Andererseits sind wir traurig, dass einer der schönsten Ritte im Rheinland im kommenden Jahr nicht stattfinden soll. Ob wir Marion vielleicht doch noch überreden können?
Swea Menser