Sylt-Loop – Distanzreiten auf Sylt

 

Es folgt ein kleiner Bericht einer Veranstaltung der besonderen Art. Zur Vorgeschichte: Seit Mai diesen Jahres haben mein Hufschmied und ich uns zu einem Reit-Team für Einführungsdistanzritte zusammengetan. Unsere erste Teilnahme war in Süderlügum an einem 32 km Ritt, der den Namen „Grenzenlos“ hatte. Sehr nett organisiert leider mit mäßiger Teilnahme. Hier lernte ich Distanzreiter von Sylt kennen, die natürlich jedes Mal eine aufwendige Anreise haben. Schon im Mai erzählten Sie, dass Sie planen, selbst einen Distanzritt auf Sylt zu veranstalten und fragten, ob wir nicht auch kommen wollten. Das schien damals noch utopisch. Wir trafen uns auf  unserem zweiten Ritt, das „Indian Race“ im Juli in Schackendorf wieder und nun wurde die Einladung für den 16. September erneuert. Das beste war, dass die teuren Gespannüberfahrten auf dem Autozug gesponsert werden sollten. So eine Gelegenheit wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Nennung abgeschickt und abwarten wie das alles organisiert wird. Die Sylter haben ganze Arbeit geleistet. Es waren für die Teilnehmer vom Festland knapp zehn Freifahrten und für den Rest zu 50% ermäßigte Überfahrten auf dem DB-Syltshuttle organisiert worden.

Der 15. September, unser Anreisetag, war leider ein stürmischer Tag. Der Transport unser Pferde auf einem Gespann klappte sehr gut. (Sonst sind wir immer mit 1,5 Anhängern unterwegs).Um die Mittagszeit trafen wir in Niebüll bei der Autoverladung ein. Nun wurde es spannend. Einchecken mit der vorher zugeschickten Chipkarte war mit Hilfe des Personals kein Problem. Allerdings wurde unser Gespann (Sprinter und Doppelpferdeanhänger) noch mit dem Maßband vermessen, um sicherzustellen, dass wir nicht über 10m lang waren, was einen ziemlichen Aufschlag bedeutet hätte. Wir wurden auf den Zug eingewiesen und wegen des Sturms wurde der Anhänger noch mit Zurrgurten vom Personal gesichert. Im Vorfeld wurde von den Syltern schon darauf hingewiesen, dass die Planen der Anhänger einer Belastungsprobe werden standhalten müssen. Alles hat, bei der Rückwärtsfahrt obwohl wir vollen Gegenwind und erstes Fahrzeug waren, gut gehalten. Unser mulmiges Gefühl war umsonst, denn die Pferd waren ruhig und hatten genug damit zu tun, die ungewohnten Bewegungen der Bahn auszubalancieren.

Der Veranstaltungsort war in Keitum auf Sylt. Hier hatte der Bauer, bei dem unsere Sylter ihre Pferde untergestellt haben, seinen Hof zur Verfügung gestellt. Die Kurverwaltung verlieh ein großes Veranstaltungszelt für ein trockenes Hauptquartier. Bei Ankunft waren bereits große Paddocks auf den Wiesen abgesteckt, wo wir unsere Pferde sicher unterbringen konnten. Aber das Beste war die Lage. Wir hatten einen tollen Blick über 200 m Weide und dann auf den Oststrand und die Nordsee. Wir parkten das Gespann hinter dem Paddock und richteten uns ein. An diesem Abend fanden dann noch die üblichen Voruntersuchungen der Pferde statt. Beide hatten gute Werte und wurden für den 30 km Ritt zugelassen. Man traf sich am Abend mit den anderen Teilnehmern vom Festland und von Sylt im Zelt zum Grillen und Kennenlernen. Insgesamt waren ca. 25 Teilnehmer dort und diverse Helfer und Zuschauer. Die meisten Teilnehmer ritten die Strecke über 30 km und einige Fortgeschrittene hatten die Möglichkeit 60 km zu reiten. Am Sonntag ab 10 Uhr starteten in einem Feld die 60 km Reiter und danach in Vierergruppen die anderen. Es ging zunächst am Oststrand bei Ebbe bis Braderup, über Sandwege nach Kampen, durch den Ort und am Leuchtturm vorbei.
Die Strecke führte teils über Reitwege aber manchmal ritt man auch auf Wegen direkt neben Fahrradwegen. Hier kam ich kurz mit einem Fahrradfahrer ins Gespräch, der versuchte mitzuhalten. Das war ganz lustig. Im Großen und Ganzen fanden viele Touristen, es ganz interessant und fühlten sich nicht gestört. Bei der Gaststätte Sturmhaube ging es in Richtung Weststrand. Der Sturm vom Vortag hatte sich ein bisschen gelegt dennoch war eine ordentliche Brandung zu sehen. Es war einfach atemberaubend bei schönstem Wetter an der Wasserlinie entlang zu galoppieren. Meine Stute Lucy hat dieses Abenteuer toll mitgemacht. Den Ostseestrand kannte sie schon, aber diese Weite eines Nordseestrands hat ihr auch viel Spass gemacht. Auch für die Sylter Teilnehmer war es ein Erlebnis, da dieser Teil des Weststrands nur mit einer Sondergenehmigung für diesen Anlass zum Reiten freigegeben war. Auf halber Strecke gab es einen sogenannten Vet Check, bei dem nochmals die Werte der Pferd überprüft wurden. Hier hatten die Helfer auch Wasser, Heu und Äpfel bereitgestellt. Nach einer halben Stunde ging es auf den Rückweg wieder direkt am Nordseestrand zurück und um Kampen herum. Direkt nach einem flottem Stück am Oststrand kamen wir in eine Radarfalle. Das nennt man einen unangekündigten Pulscheck. Hier musste ich einige Minuten warten, bis Lucy’s Puls wieder auf 64
Schläge pro Minute gesunken war. In ruhigem Tempo kamen wir dann nach 2 Stunden 48 Minuten Reitzeit im Ziel an. Bei Ankunft werden die Werte gemessen und nach 20 Minuten, in denen man das Pferd absattelt und versorgt, wird eine erneute Kontrolle der Pulswerte durchgeführt. Wir genossen bei den Paddocks noch ein bisschen das herrliche Wetter, bis wir dann nach zwei Stunden, mit unseren Pferden zur Nachuntersuchung gingen, bei der festgestellt wurde, das Pulswerte, Allgemeinzustand sowie das Vortraben  ein gesund überstandenen Ritt bewiesen. Nachdem von allen Teilnehmern die Werte ermittelt worden waren konnte die Auswertung stattfinden. Eine ordentliche Rechenaufgabe...

Uwe und Semmel konnte durch sehr gute Werte den 4. Platz erreichen und Lucy und ich kamen auf den 8. Platz. Ein voller Erfolg, denn allein die Teilnahme an so einem außergewöhnlichen Ritt war ein tolles Naturerlebnis.

Wir machten uns am Abend noch auf den Heimweg und kamen gut zu Hause an. Nun war die Bahnfahrt ja nicht mehr ganz so aufregend wie beim ersten Mal.

Ich danke unseren Sylter Bekannten, dass sie das alles möglich gemacht haben. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, was wir gern nächstes Jahr mit ein bisschen Urlaub drumherum wiederholen möchten. Auch alle anderen Teilnehmer war vollauf begeistert, wie man im Distanzforum über den Sylt-Loop „Reif für die Insel“ nachlesen kann.

Noch ein allgemeines Wort zum Distanzreiten. Es ist eine tolle Möglichkeit für jemandem, der sportlich ambitioniert mit seinem Pferd unterwegs sein möchte. Durch die Veterinär-Kontrollen wird eine gesunde Belastungsprobe sichergestellt, was nicht in allen Reitsportarten gegeben ist. Für mich habe ich dieses Jahr mit drei Einführungsritten um die 30 km eine neue Herausforderung gefunden und bin gespannt auf unsere nächste Saison.

 

Heike Puchalla, Surendorf

 

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