CJP – Championat für junge Pferde 2010 in Kreuth
( Ein persönlicher ) Rittbericht
Der Ritt auf der Kanonenkugel
Was für ein aufregendes und anstrengendes aber dennoch schönes Wochenende.
Monate lang hatten wir uns darauf vorbereitet. Die Pferde für die Distanzritte trainiert, die Qualifikationen geritten und die Rittigkeitsaufgabe geübt.
Jasmin Rose stellte die 7-jährige Stute Sas Enaya aus dem Stall von Klaus und Rosemarie Denart vor und ich deren 6-jährigen Hengst Sas Zafeer.
Als wir uns am Donnerstagnachmittag aus Grande bei Hamburg auf den Weg ins bayrische Kreuth machten, wussten wir nicht so genau was eigentlich auf uns zu kam. Die Informationen über die Veranstaltung waren recht dürftig und die ( wenn ) erhaltenen Auskünfte kaum hilfreich.
Nach 7 Stunden Fahrt erreichten wir bei Nacht und Dauerregen unser Ziel.
Die wunderschöne Anlage des Gut Matteshof in Kreuth.
Boxen hatten wir nicht bestellt und so waren wir froh, dass wir unsere Paddocks für diese Nacht unter den von der EM der Junioren noch stehenden Crew-Zelten aufbauen durften.
Am nächsten morgen ( es regnete nicht einfach immer noch, nein es regnete sogar noch stärker) zogen die Pferde dann in die riesigen Ställe um.
Zeit sich um die Rittigkeitsprüfung zu kümmern….Wann sollte sie stattfinden? Wo sollte sie stattfinden?... Vage Schätzungen vom Veranstalter…Können wir die Pferde jetzt schon irgendwo bewegen?...Ja ( endlich mal was, das gewiss war ), das wäre möglich. Die Anlage stand uns mit ihren mehreren Hallen zur Verfügung, soweit diese nicht schon anderweitig genutzt wurden.
Zafeer war schon beim Reiten am Vormittag nervös und immer auf „seine“ Stute Enaya fixiert. Naja wird nachher schon schief gehen…..
Erstmal Voruntersuchung für alle Distanzpferde in der großen Halle.
Wir durften mit dem kleinen wilden Hengstlein und seiner Stute durch den Seiteneingang und kamen gleich dran auf nebeneinander liegenden Bahnen ( Puh, Schwein gehabt…)
Inzwischen wussten wir auch wann die Rittigkeitsprüfung stattfinden sollte.
Als wir zum Abreiten mit den anderen CJP-Teilnehmerinnen in der Halle waren, wurden meine schlimmsten Alpträume wahr.
Zafeer drehte richtig auf. Tänzelte nervös, ignorierte mich auf seinem Rücken völlig.
Zum Glück hielt mein Tross ihn am Strick fest.
Wir durften uns mit Hengst und Stute ans Ende der Halle stellen und von dort die Prüfung der anderen Reiter und Pferde beobachten.
Zafeer benahm sich immer noch nicht…Wie sollte ich das bloß schaffen ?...Zu hause war er das liebste Pferd der Welt, auch mit anderen Pferden zusammen zu reiten war überhaupt kein Problem…Jetzt in der Halle saß ich auf einem Vulkan…Enaya war dran. Etwas nervös durch Zafeers Spinnereien, absolvierte sie die Rittigkeitsaufgabe dennoch ganz ordentlich.
Bekanntlich kommt ja das Beste zum Schluss...
Zafeer und ich starteten als letztes Paar.
Immer noch mit seinen Hormonen beschäftigt und klitschnass, ritten wir die Aufgabe.
Warum tut sich nicht das berühmte Loch im Boden auf um mich zu verschlucken?...
Wäre es bei der Rittigkeitsaufgabe um Zeit gegangen, hätten wir klar gewonnen.
Ich war so enttäuscht von dem kleinen Hengst, der zu hause alle mit seiner Rittigkeit und seinem schmusigen Charakter verzauberte. Nach vielen verständnisvollen und tröstenden Worten meiner Mitreiter und einigen anderen Distanzreitern, fühlte ich mich etwas besser.
Am Abend vor dem Hotel trafen wir Juliette Mallison, die ganz kurzfristig und spontan (eigentlich trifft es total überrumpelt eher) die Organisation des CJP übernommen hatte und sprachen mit ihr über die organisatorischen Schwächen des Championates.
Für das nächste Jahr sicherte sie sich die Hilfe meiner Trosserin Viola und auch meine zu.
Der Distanzritt am Samstag ging für mich mit Zafeer kaum entspannter los.
Enaya und Jasmin waren mit den übrigen 90 km- Reitern schon um 8.00 Uhr gestartet. Wir ( die 60ziger) starteten um 8.30 Uhr.
Vom vielen Regen waren die Wiesenwege sehr aufgeweicht und im Laufe der Veranstaltung wurde der Graben, den die Pferdehufe hineingezogen hatten, immer tiefer.
Die hügelige Strecke war zum größten Teil trotz des Regens gut bereitbar.
Oft hatten wir im Vorfeld gehört, dass Kreuth schweres Geläuf hätte und für junge Pferde nicht unbedingt geeignet sei.
Zafeer schleuderte mit seiner Kraft nur so um sich… Das schaffen wir nie… Im gestreckten Galopp die steile lange Asphaltstrasse hoch…Na toll, so hatten wir das eigentlich nicht geübt…Bestimmt kann er oben gleich nicht mehr…
Aber die Steigungen störten Zafeer nicht im Geringsten und auch das Bergablaufen war kein Thema für ihn. Leichtfüßig meisterte er die Strecke…
Blieb nur noch das Problem mit dem verlangten Pulswert von 56…
Wie auf Knopfdruck schaltete Zafeer auf einmal von Teufelsross auf Distanzvollprofi, was mit Sicherheit auch an den zwei netten Mitreiterinnen lag, zu denen wir inzwischen gestoßen waren. „Karmapferd“, nannten wir den gemütlichen dunklen Wallach, der seine stoische Ruhe auch auf die anderen 2 Pferde übertrug.
Endlich…Pause…Puls 56 kein Problem…
In der Pause benahm sich Zafeer wieder wie der liebe Schmuser, der er eigentlich war. Die Tierärzte waren begeistert von ihm…
Die zweite Runde, die wir diesmal fast alleine ritten, da die Jungpferde auf den 60km 50 min Pause hatten, verlief ruhig und entspannt.
Als wir nach Stunden die Ziellinie überquerten, war ich deutlich müder als mein Hengstlein, der zu fragen schien, ob das denn schon alles gewesen sei.
Wencke und ihr Wallach Galan, das andere Paar bei den 6-jährigen Teilnehmern, kam kurz nach mir ins Ziel, sodass wir beide die gesamten 50 Zeitpunkte erhielten.
Beide Pferde machten einen fitten und gesunden Eindruck.
Während wir mit den 6-jährigen um die 11,5 km/h unterwegs waren, liefen die 7-jährigen auf den 90km deutlich schneller ( etwa 15,5 km/h).
Drei der Teilnehmerinnen dieser Klasse meisterten die Strecke gemeinsam und brachten ihre Pferde gesund und munter ins Ziel.
Auch das vierte Paar bei den 7-jährigen kam locker ins Ziel getrabt und so fiel bei den Teilnehmern des CJPs kein Pferd aus.
Das Kreuth für junge Pferde ungeeignet ist haben alle Teilnehmer an diesem Wochenende widerlegt und alle waren sich über die gute Qualität der Strecke einig, selbst die nordischen Flachlandreiter.
Besonderen Grund zur Freude hatte ich, als der Tierarzt in der Nachuntersuchung nach 2 Stunden sagte: „ Ich würde ihnen ja gerne etwas besseres als ein A geben aber das ist nun mal das Beste.“
Das geht runter wie Öl…Alles vergeben und vergessen…Die Kanonenkugel Zafeer und ich haben an diesem Wochenende unheimlich viel gelernt.
Nächstes Jahr kommen wir wieder …dann aber ohne Stute…
Rebecca