10.Hasselache-Distanz

Da simmer wieder dabei…….

Eigentlich wollte ich vor 14 Jahren meinen ersten Hundertmeiler gehen. Mit meinem VB-Araber Kinjal hatte ich drei Jahre lang trainiert.  Im ersten Jahr bin ich „kurze“ ,im zweiten Jahr mittlere“, und im dritten Jahr „lange Ritte“ gestartet. Nach dem 120 km

Ritt in Stuhr sollte es  auf die DM über 160 km gehen. Doch dann erfuhr ich, dass ich

noch eine kleine Passagierin im Bauch dabei hatte und Kinjal und ich gingen in Sportpause. Wie das dann so ist mit einem kleinem Kind, klappte das mit dem Trainingspensum für die langen Ritte nicht mehr.  So streiften wir im Mutter-Kind-Sattel zu dritt in ruhigerem Tempo durch den Wald und die Jahre gingen dahin.

Inzwischen ist meine Tochter 13 und Kinjal  23 Jahre alt. Er ist kein 100-Meiler Pferd mehr geworden, dafür trägt er mich und die Tochter noch heute auf Aus- und Wanderritten. Da ich nun  auch wieder einen jungen Araber( Bangali, 7 Jahre)  habe, wollte ich versuchen, ob ich mich meinem Traum vom Hundertmeiler noch mal nähern kann. Ob ich überhaupt noch wieder fit genug werde und ob es mir und meinem neuen Pferd Spaß macht, Distanzen zu gehen, das war die Frage, die ich an diesem Wochenende klären wollte.

Der erste Ritt sollte der 32 km- Ritt der 10. Hasselachedistanz am 24.3.2012  im Bürstadt werden. Wer als Rheinländer im März schon starten will, muss schon ein paar Kilometer fahren. Doch die 3 Stunden Fahrt vergingen mit meiner Trainingspartnerin Danny wie im Flug.  Bangali und der Spanier Castano verstanden sich im Hänger auch ganz prima.

Bei der Ankunft wurden wir bei strahlendem Sonnenschein vom gut gelaunten Veranstalter

Michael (der mit dem Strohut) begrüßt und wir ergatterten einen Paddockplatz direkt neben der Menschenverpflegungsstelle. Erstmal ruhten wir aus und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Dann gingen wir mit den Pferden nach einem kleinen Spaziergang zur Voruntersuchung, alles ok.

Bei der abendlichen Vorbesprechung freute ich mich riesig über die schönen farbigen

Streckenkarten. Früher mussten wir doch abends noch in die schwarz/weiß Karten selbst die Strecke bunt einzeichnen. Was für ein Luxus. Als Michael die Strecke und ihre Besonderheit beschrieb, stieg die Vorfreunde noch mehr. „Gemulchte Wege“, „an der dritten Sanddüne links“, „nach der Pause am See vorbei“. Ich konnte es kaum noch erwarten, loszureiten. Die Worte „und da geht es dann über die Autobahn“ oder „hier kommt ein kurzes Stück längs der ICE-Trasse, da könnt ihr ja vorher horchen, ob ein Zug kommt“ verschwammen irgendwie in der Begeisterung endlich wieder starten zu dürfen. Oh ja der ICE, so schön der Lagerplatz auch sonst war, leider lag er genau an der ICE-Trasse und selbst nachts donnerten alle paar Minuten die Züge vorbei. Die Pferde haben sich dran gewöhnt, doch für mich als Waldrandbewohnerin war das nicht einfach.

Doch der Ritt entschädigte für alles. Die Strecke verlief hauptsächlich durch den Wald auf gut

gepflegten Wegen. Da es unser erster Ritt war, die Pferde noch jung  und die 32km als Leistungsklassenritt ausgeschrieben war, machte es keinen Sinn schnell zu reiten. Doch die Wege waren so schön, dass wir uns den ein oder anderen ruhigen Gallopp erlaubten. Um es doch ein bisschen spannend zu machen, versuchten wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von genau Tempo 5,5 zu reiten. Im Training liefen unsere Pferde Tempo 4, also konnten wir uns erlauben vor den Pulskontrollen Schritt zu gehen. Nachdem wir die Stelle mit dem „da hört ihr schon, ob der Zug …..“  hinter uns gebracht hatten, entspannte ich mich und genoss es, nach so langer Zeit, wieder mit meinem Araber im flotten Trab in Gemeinschaft mit anderen sportlichen Pferdeleuten auf der Strecke zu sein. Der Wald schütze uns vor der für diese Jahreszeit ungewöhnlich warmen Sonne. Viel zu schnell kann der erste Kontrollpunkt. Schon von weitem sahen wir ein Fahrzeug und fielen in Schritt um mit guten Pulswerten einzureiten. Die ersten Reiter vom 40 km Ritt kamen uns schon entgegen. Die waren vor uns auf gleicher Strecke gestartet und hatten noch eine zusätzliche Schleife geritten.

Das Auto war leider nur ein Betreuungs-Fahrzeug für einen anderen Reiter, jetzt wurde die Schrittstrecke doch ein bisschen lang, doch kurz vor der Kontrolle antraben, hätte die Pulswerte hochgetrieben. Also ruhig weiter, wir waren ja noch gut in der Zeit.

Unsere Werte waren gut, wir durften wieder raus. Nach den langen geraden Stücken des ersten Streckenteils folgenden nun schöne Schlängel-Wege über sanft federnden Waldboden und wir kamen zur Pause bei Kilometer 16. Leider war es für uns ohne Betreuung doch nicht so einfach die Pferde zu versorgen. Das Finden der vom Veranstalter netterweise bereitgestellten Eimer dauerte etwas und ich musste mich noch von einer Teilnehmerin anblaffen lassen, weil ich versehentlich ihre Eimerbatterie für die des Veranstalters hielt. Ich weiß noch, dass mein Troß früher natürlich Pferden ohne Betreuer auch mit Trinkwasser ausgeholfen hat. Ich hoffe mal, dass ich da nur an die Falsche geraten bin und sich die Sitten nicht im Allgemeinen geändert haben. Ohne zu Tränken gingen wir also zur ersten Pulskontrolle und kamen erst beim zweiten Nachmessen unter die geforderten 64 Schläge. Da waren natürlich ein paar Minuten weg. Danach haben wir dann aber alles gefunden, konnten die Pferde versorgen und uns etwas von den angebotenen Snacks gönnen. In der Pause war mein Bangali dann doch etwas unruhig. Die vielen Pferde, überall Menschen und Troßfahrzeuge, die ein- und ausparkten, da kann man als Pferd schon mal dumm gucken, wenn man so was noch nicht gesehen hat. Nach der Pause ging es dann zurück durch den Wald. Es kam auch die schöne Strecke am See entlang, glücklich winkte ich den Anglern zu, doch die waren wohl nicht so begeistert von den ganzen Pferden. Die Autobahnbrücken waren dann auch sehr spannend und mir fiel ein, daß ich als mein alter Kinjal  noch jung war in meinen Reitgebiet so eine Brücke hatte. Mein Bangali kennt aber noch keine Brücken, weil wir jetzt weit weg von der Autobahn wohnen. Dass hätte ich besser mal üben sollen. Wir haben es überlebt.  Weiter ging es im flotten Trab durch den Wald. Bei der nächsten Kontrolle haben die Pferde gute Werte und wir dürfen direkt weiter. Auf dem letzten Kilometer stoßen wir wieder auf den Hinweg, die Pferden werden noch munterer und zeigen uns, dass sie noch genug Power hätten auch noch weiter zu laufen, doch leider ist der Ritt hier schon zu Ende.  Wir haben genug Zeit um die letzten Kilometer Schritt zu gehen und kommen tatsächlich mit genau dem anvisierten Durchschnitts-Tempo von 5,5 ins Ziel.

Bei der Nachuntersuchung bekommen wir dass ok und ich bin happy, den ersten Ritt nach so vielen Jahren gesund absolviert zu haben. Ich bin wieder voll mit dem Distanzvirus infiziert und konnte auch meine Mitreiterin anstecken, für die das übrigens ihr erster Ritt war. Die nächsten Trainingtreffen sind schon ausgemacht und mal sehen, vielleicht wenn alles gut geht, in zwei, drei Jahren kann ich mit Bangali  meinen Traum vom Hundertmeiler erleben.

Einen lieben Dank an das Veranstaltungsteam, dass mir und uns solche Ritte ermöglicht.

Viele Grüße

Monika

 

 

 

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