Westfalens Highlander "Das Lipperland" am 05.05.02 / 25 Km
( Wie erklimme ich eine Steilwand?)
Nachdem in letzter Sekunde ein Hufeisen, das mal wieder locker war, von
meinem
lieben Stallkollegen Kai wieder festgenagelt wurde, machte ich mich am Samstag
auf
den Weg nach Kalletal-Rentorf. Die Regenfront saß mir zwar im Nacken, aber wir
kamen doch bei gutem Wetter durch.
Die Wegbeschreibung und Ausschilderung war super, und der Hof war sofort
gefunden.
Ohne Umschweife wurde ich zu Gino´s Quartier gefahren,
und an diesem Hof fand dann auch die Voruntersuchung schon am Samstag statt.
Diagnostiziert wurde ein Ticken vorne links, was ich einfach nicht erklären
konnte,
bis ich den kleinen Stein zwischen Hufeisen und Einlegesohle entdeckte.
Gott sei dank durfte ich ein zweites Mal vortraben und durfte starten.
Ab Samstag Nachmittag bis Sonntag früh regnete es dann ununterbrochen durch,
und wir wurden bei der Vorbesprechung vor zwei Streckenabschnitten gewarnt,
da diese rutschig, schmierig und tief sein sollten. Ich machte mir große Sorgen
wegen der Eiereisen, die ich garantiert verlieren würde ( kann Kai überhaupt
aufnageln? )
Am Sonntag war das Wetter dann gut, und es blieb trocken.
Sofort nach dem Start begann der erste schwierige Abschnitt. Es ging steil
bergauf auf
absolut schmierigem, tiefem Boden. Da wir genau diesen Weg wieder zurück mußten,
fragte ich mich hier schon, wie wir da wieder herunter kommen sollten.
Der nächste Abschnitt bestand aus festem Boden, wo ich erst mal einen Vorsprung
heraus ritt. Dann kam der nächste schwierige Abschnitt, mehr als einen Kilometer
lang
mußte Schritt geritten werden - zu Recht. Irgendwann hörte ich auf, alle vier
Eisen
auf Anwesenheit zu kontrollieren, da man in dem Matsch sowieso nichts erkennen
konnte, und wiedergefunden hätte ich ein Eisen in der Mocke sowieso nicht.
Auf festem Boden angekommen, hörte ich viermal klong, klong und war beruhigt.
Das nächste Stück trabte ich mit einer kleinen Gruppe weiter, die ich nach der
Radarfalle aber hinter mir ließ. Aufgrund der Bodenverhältnisse war es
unmöglich,
längere Strecken durchzutraben. Entweder war es zu matschig, zu rutschig
oder es ging zu steil bergab. So mußte auf den guten Strecken wirklich Tempo
gemacht
werden - was aber kein Problem für meine kleine Rennmaus war.
Dann kam die Steilwand! Sie kündigte sich völlig harmlos mit einer sanften
Steigung an.
Aber immer, wenn man dachte, man hätte den Gipfel erreicht, ging es weiter
bergauf,
und es wurde immer steiler. Als Pferdefreund hatte ich den Fehler gemacht,
abzusteigen
und zu führen. Zentimeter für Zentimeter kämpfte ich gegen den Matsch und die
Schwerkraft nach unten. Als ich oben ankam, war ich kletschenaß geschwitzt,
sowieso schon halb ausgezogen, am keuchen und am hecheln, und mein Pferd glotzte
mich auch noch blöd an! Selbst das Aufsitzen klappte erst nach dem vierten
Versuch.
Obwohl ich persönlich durch keine Pulskontrolle gekommen wäre, trabte mein
Pferdchen
munter und völlig losgelassen weiter.
Ich hatte mir vorgenommen, im Schritt in die Pause zu reiten, aber da ich erst
rechts statt
links abgebogen war, trabte ich wegen der Zeit doch in die Pause - Puls 64 -
nach zwanzig Minuten Puls 40! Haben die sich etwa verzählt?
Dann ging es wieder auf die Strecke, die Steilwand mußte ein zweites Mal
erklommen werden,
aber diesmal mit Anlauf und Schwung! Oben angekommen keuchte mein Pferd und
nicht ich,
aber nach einer Minute wollte Gino von alleine wieder weiter traben.
Da ich im festen Glauben war, die Schrittstrecke ein zweites Mal reiten zu
müssen, ritt ich
wieder auf Vorsprung und war erschrocken, als ich das Schild sah: 2 KM bis Ziel!
Noch mal kurz die Zeiten nachgerechnet und im Schritt weiter geritten. Den
Abhang vor dem
Ziel stieg ich wieder ab und wir beide, meine Pferd und ich, rutschen munter
herunter.
Pünktlich auf die Sekunde kamen wir ins Ziel, wo der Puls 60 betrug. Nach
zwanzig Minuten 40!
Was ist mit meinem Pferd los, wir sind doch Anfänger!
Niedrige Pulswerte und dann noch den Bonus von -10% erritten, so eine kleine
Plazierung wäre
nicht schlecht. Na ja, wir haben den Zweiten gemacht, und ich bin mächtig stolz
auf mein Pferd.
Aber jeder Teilnehmer, der die Strecke bewältigt hat, hat dazu allen Grund!
Die Strecke und die Bodenverhältnisse waren schwierig, ein Durchtraben war oft
unmöglich.
Von 58 Teilnehmern wurden 9 disqualifiziert und weitere zwei schafften nicht die
Zeit.
Der gesamte Ritt verlief absolut reibungslos, alles war bestens organisiert. Die
Markierung hätte
nicht besser sein können ( sie mußte am Samstag noch mal neu gesetzt werden, da
irgendwelche
Spinner sie entfernt hatten ).
Alles verlief in Ruhe und souverän, es waren viele Helfer da, und es gab
überhaupt keine
Unklarheiten.
Die zwei Tierärztinnen waren freundlich, aber super konsequent, so daß ich fast
Angst vor ihnen
hatte.
Die Strecke wäre um etliches besser gewesen, wenn sie von dem vielen Regen
nicht so schwierig geworden wäre.
Es gab Sponsoren, so daß es schöne Preise zu gewinnen gab.
Meine gewonnene Schleife ist so groß, daß es schwierig war, sie an dem
Rückspiegel zu
befestigen, geschweige denn damit Auto zu fahren!
Alles in allem war es eine sehr schöne Veranstaltung, und ich werde gerne wieder
daran
teilnehmen!
Gerlinde