Dr.
Juliette Mallison
Jedes Pferd, das regelmäßig geritten oder gefahren wird und am Wochenende einen längeren Ausritt oder eine Fahrt macht, ist meistens in der Lage einen Einführungsritt- fahrt (ER, EF) 25 – 39 km auszuprobieren oder sogar einen kurzen Distanzritt- oder fahrt (KDR/KDF, 40-59 km) in der Wertung zu absolvieren.
Schon beim Erhalt der Ausschreibung kommen die ersten Fragen. Was ist ein Tempobegrenzter Ritt zum Beispiel? Bei Einführungsritten- oder Fahrten ist das Tempo laut Reglement begrenzt:
Höchstzeit |
= Maximal-Reit-Zeit, ist zum Beispiel beim 25-km-Ritt 200 Minuten; 3 Stunden und 20 Minuten (+ Pausen/Stopzeit) |
Tempo |
= 1
km in X Minuten |
Geschwindigkeit
km/h |
= Länge
des Rittes/Reitzeit = Ritttempo
60 Minuten / Ritttempo = Geschwindigkeit d.h. beim 25-km-Ritt mit einer Reitzeit von 193 Minuten hat man ein Tempo von 193 / 25 = 7,72 und eine Geschwindigkeit von 60 / 7,72 = 7,77 km/Std. |
Erlaubte Zeit |
kann entweder Tempkann entweder Tempo frei (T.f.) sein, keine Begrenzung nach oben, d.h. man kann reiten so schnell man möchte, so lange das Pferd durch alle Kontrollen kommt oder begrenzt sein, z.B. Tempo 5 (T.5), d.h. nicht schneller als Tempo 5 z.B. beim 25-km-Ritt = 25 km x 5 = 125 Minuten oder 2 Stunden 5 Minuten. Bei tempobegrenzten Ritten oder Fahrten von 25 km darf man z.B. nicht schneller als Tempo 5; 12 km/Stunde (125 Minuten) und nicht langsamer als Tempo 8; 7,5 km/Stunde (200 Minuten) sein. Hier wird der Wettbewerb z.B. nach Tempo Leistungsklassen (LK 5 - 5.5; 5.6 – 6.0; 6.1 – 7.0; 7.1 – 8.0) also 4 Leistungsklassen gewertet oder nach Zeit und Pulswerten oder eine Kombination von beidem – dies wird dem Veranstalter überlassen. |
Die Pulswerte beim Pferd werden bei jedem Distanzritt oder –Fahrt von Tierärzten oder Puls/Atem-Helfer (P/A-Helfer) kontrolliert. Bei der Voruntersuchung werden die Ruhewerte genommen, sowohl für Puls wie Atem und in die Checkkarte eingetragen. Diese muß man bei jedem Wettbewerb mitnehmen. Während des Rittes hat man Grenzwerte, die erreicht werden müssen, wenn man weiter reiten oder fahren will.
Bei unangekündigten Kontrollen, den sogenannten „Radar-Fallen“ (nicht auf der Streckenkarte eingezeichnet) sind die Pulswerte 72 innerhalb von 10 Minuten und 64 innerhalb 20 Minuten. Bei angekündigten Kontrollen (auf der Streckenkarte eingezeichnet) ob Vet-Check oder Vet-Gate mit Pause oder ohne Pause, müssen die Pulswerte lt. VDD- Reglement 64 innerhalb 20 Minuten erreicht haben. Wenn nach 20 Minuten nach Einlauf in die Kontrolle (Vet-Check, Vet-Gate, Pause oder Ziel) die Pulswerte von 64 nicht erreicht werden, wird das Pferd wegen zu hoher Pulswerte eliminiert.
Ein Vet-Check ist eine Kontrolle, wo, wenn die Pulswerte erreicht sind, man weiter reiten oder fahren kann, aber die Zeit die man wartet bis der Puls von 64 erreicht ist, zählt zur Reitzeit. Beim Vet-Gate beginnt die Pause/Hold/Stop wenn die Pulswerte auf 64 sind und die Zeit (max. 20 Minuten) die man braucht, um diesen Wert zu erreichen zählt zur Reitzeit; d.h. wenn man eine Pause von 30 Minuten hat und braucht 13 Minuten bis die Pulsgrenzwerte erreicht sind, hat man 43 Minuten im Vet-Gate verbracht (die 13 Minuten zählen zur Reitzeit). Durch geschicktes reiten oder crewen kann man die Regenerationszeit so kurz wie möglich halten. Hier ist je nach Witterung das Abkühlen des Pferdes wichtig, hauptsächlich der Hals und der Beinbereich mit kaltem Wasser begießen und anschließend abziehen; es hilft die Temperatur beim Pferd zu regulieren, die Pulswerte fallen, die Pulsgrenzwerte werden schneller erreicht und man kann schneller zur Kontrolle gehen.
Es gibt unterschiedliche Kontrollformen:
1. Vet-Check/ Vet-Kontrolle |
kann weiter geritten werden, wenn Pulsgrenzwerte erreicht sind. |
2. Pause |
Puls
wird gemessen beim Eingang und innerhalb/ nach 20 Minuten müssen
Pulsgrenzwerte erreicht sein. |
3. Vet-Gate |
Die Zeit wird genommen, wenn man in den Stop/Kontrolle reitet. Innerhalb 20 Minuten müssen die Pulsgrenzwerte von 64 erreicht sein. Die Zeit vom Eingang bis zum Erreichen der Pulswerte geht von der Reitzeit ab. Die Pause/Hold beginnt ab Puls 64. Häufig darf man maximal 2 mal präsentieren. Aber das wird bei der Rittvorbesprechung gesagt. |
Im Ziel werden die Pulswerte beim Eingang und innerhalb oder nach 20 Minuten gemessen. Sie müssen die Pulsgrenzwerte von 64 erreicht haben. Nachuntersuchung ist 2 Stunden nach Zieleinlauf.
Beim Distanzritt- oder Fahrt sind die Entscheidungen der Tierärzte, die als Richter fungieren, unanfechtbar, auch wenn es manchmal nicht nachvollziehbar ist – es ist zum Schutz der Pferde. Wichtig ist es, daß die Pferde bei den Untersuchungen kontrollierbar sind. Ein unerzogener Hengst kann viel Schaden anrichten und ist ein Grund, das Pferd zu eliminieren.
Zuhause sollte man schon das Verladen und Vorführen eines Pferdes geübt haben. Hektik überträgt sich auf das Pferd und unschöne Bilder beim Verladen oder Ausladen machen kein gutes Image für Distanzreiter- oder Fahrer. Beim Vorführen sollte das Pferd sich vom Tierarzt untersuchen lassen, ohne sie halb umzubringen! Das Vorführen muß geübt sein mit Halfter und Strick, immer an der linken Seite des Pferdes und drehen nach rechts und nicht links. Der Wendekreis ist dadurch größer und die Gefahr, in die Hacken getreten zu werden, geringer.
Beim Vortraben erst mal ein paar Schritte im Schritt, dann antraben, durchparieren, wenden. Wenn man wieder auf der geraden Linie ist antraben und am Ende durchparieren zum Schritt.
Die Hufe sollten ausgekrazt und bei der Nachuntersuchung die Spuren von Schweiß und Dreck entfernt sein. Sich selbst fühlt man auch wohler, wenn man nach einem Wettbewerb geduscht hat.
Die Veranstalter sind verpflichtet eine Streckenkarte auszugeben. Diese bitte vorher studieren – die Markierung ist nicht immer 100 %tig. Es ist gut zu wissen, ob ein Dorf rechts oder links liegen soll, sonst kann man viele Kilometer umsonst machen.
Bei Einführungsritten- oder Fahrten braucht man keine besondere Ausrüstung. Die Zäumung darf nicht atembeengend sein und bei der Ausrüstung der Ein- und Mehrspänner muß entweder ein Hintergeschirr oder eine Bremse vorhanden sein. Später kann man sich mit speziellen Distanzsätteln oder Trensen beschäftigen. Der Reiter sollte zweckmäßige und bequeme Kleidung haben. Jugendliche müssen mit Reithelm reiten. Eine Schwitzdecke für die Pausen ist wichtig, die man auch ggf. am Sattel anbinden kann.
Eimer zum Tränken und eine breite Schüssel für Futter sind nötig. Pferde sollten aus jedem Eimer trinken, ob er blau ist oder schwarz, sogar aus Bächen oder Pfützen. Einen Schwamm zum Abwaschen braucht man, den man auch am Sattel anbinden kann. Kanister für Wasser und Wasserflaschen sollte man im Auto haben. Falls man ein Paddock braucht, muß man das Zubehör dafür mitbringen.
Auf der Strecke bitte nicht wild reiten, durchparieren zum Schritt wenn Fußgänger da sind. Laut genug sagen, wenn man überholen will und andere Teilnehmer höflich behandeln – es vermeidet Ärger und die Wahrscheinlichkeit das ein Unfall passiert ist geringer.
Nach dem
Ritt ist die Fürsorge für das Pferd und nicht für den Reiter am wichtigsten.
Dann kann man nach bestandener Nachuntersuchung zufrieden nach Hause fahren und
die Vorbereitungen für den nächsten Distanzritt oder die nächste Fahrt ins
Visier nehmen.